Der «Bau 52» von Roland Rohn vermittelt im Massstab zwischen der weissen Fabrik im Vordergrund und den Neubauten von Herzog & de Meuron. Laut kantonaler Komission und Petitionären ist er ausserdem ein bedeutender und sanierungsfähiger Zeitzeuge. Fotos: Architektur Basel

Save Roche «Bau 52»

Auf dem Roche-Südareal soll der Bau 52 von Roland Rohn einer asphaltierten Vorfahrt weichen. Die kantonale Bau- und Raumplanungskommission fordert den Erhalt. Dazu macht eine Petition Druck: Time to sign now!

«Innovation ist Renovation, nicht Abbruch!» – Unter diesem Motto fordert eine Petition an die Pharmaherstellerin Roche den Erhalt des «Bau 52», der 1960 von Roland Rohn erbaut wurde. Mit der wohl ersten Curtain-Wall-Fassade der Schweiz – inspiriert vom New Yorker UNO-Hauptsitz – gilt dieser als bedeutender Zeuge der Basler Nachkriegsmoderne.

Zur Erinnerung: Der Bebauungsplan, der 2010 die Realisierung des Bau 1 ermöglichte – des ersten der neuen Türme von Herzog & de Meuron –, sicherte gleichzeitig auch den Erhalt des «Bau 52». Doch mit dem neuen Bebauungsplan für das Südareal möchte Roche den Bau 52 nun doch abreissen – zugunsten einer asphaltierten Vorfahrt für eben jenen Bau 1. «Wir werden unsere Klimaziele nicht erreichen können, wenn wir diesen Bau nicht abbrechen können», begründet dies der operative Standortleiter auf SRF.

Die Initianten widersprechen dieser Aussage und fordern einen Erhalt just aus ökologischen Gründen. Ein baukulturell wertvolles Gebäude mit intakter und flexibler Struktur für eine asphaltierte Vorfahrt abzubrechen, das sei das Gegenteil dessen, was Roche in seiner Nachhaltigkeitsstrategie proklamiere: CO2-Reduktion und Kreislaufwirtschaft. Zu den Erstunterzeichnenden zählen viele Bekannte aus Basler Architekturkreisen – Barbara Buser, Eric Honegger, Dorothée Huber, Andreas Ruby, die Professoren Axel Schubert und Tim Seidel sowie viele Mitglieder von Countdown 2030 –, aber auch international vertraute Namen wie Nanni Grau, Gabu Heindl, Freek Persyn, Eike Roswag-Klinge oder Lacaton & Vassal.

Mit ihrer Forderung stützt sich die Petition auf einen 63-seitigen Bericht der Basler Bau- und Raumplanungskommission (BRK). Diese fordert mehrere Anpassungen am Bebauungsplan für das Roche-Südareal, darunter eine öffentliche Durchwegung des neuen Parks und eine Verbreiterung der Solitude Promenade. Er legt ausserdem nahe, dass der Bau 52 durchaus zu erhalten wäre: Der Bestand sei «in gutem Allgemeinzustand» und sowohl «eine hundertprozentige Erdbebenertüchtigung nach SIA 261» wie auch eine energetische Sanierung der Fassaden seien möglich. Ausserdem sei die Flächenbilanz besser als von Roche behauptet und die Investitionskosten seien «deutlich geringer» als bei einem Neubau. HouseEurope! publizierte auf LinkedIn ausgewählte Argumente der BRK-Mehrheit.

  • «Hohe Emissionen im Betrieb sind kein Grund dafür, Gebäude abzureissen [...] Viel eher [...] das Heizsystem auf erneuerbare Quellen umzurüsten.»
  • «Zum einen wird Bau 52 zweifelsfrei von allen Beteiligten als schutzwürdig gesehen. Zudem handelt es sich [...] seit jeher um ein Bürogebäude, das vergleichsweise einfach an heutige Bedürfnisse angepasst werden könnte.»
  • «Des Weiteren ist [...] nicht nachvollziehbar, wieso der Bebauungsplan [...] kein qualitätssicherndes Varianzverfahren vorschreibt, sondern die Roche in Direktvergabe Städtebau betreiben kann.»
  • «Es handelt sich [...] eher um einen «Abrissplan» als um einen «Bebauungsplan». [...] verstärkt durch den Umstand, dass die Roche mehrfach darauf hinwies, dass aktuell und in absehbarer Zukunft kein Bedarf an einer Realisierung von Bau 3 bestehe.»
  • «Die technischen Aspekte betreffend Schutzfähigkeit seien laut Gutachten gegeben. [...] Insbesondere stört sich die BRK-Mehrheit daran, dass die Schutzfähigkeit aufgrund von freiwilligen und selbstauferlegten Anforderungen an die Erdbebenertüchtigungen – welche [...] weit über das gesetzliche Mass oder die Schweizer Normen hinausgehen – in Frage gestellt wird. Dies führt [...] zu einem Schlupfloch in der Beurteilung von Denkmälern, könnte sich doch jede Bauherrschaft selbst zu Anforderungen verpflichten, die unmöglich im Bestand zu erfüllen sind.


Auf Architektur Basel beurteilt Mitinitiant Lukas Gruntz die von der BRK geforderten Anpassungen als «guter Kompromiss» – denn weder würden der Bau des dritten Turms bestritten noch der «grossflächige Abbruch der weissen Fabrik von Rohn am Rhein, die notabene den höchsten Schutzstatus im ISOS geniesst». In dieser Gesamtabwägung sei der Erhalt nicht nur zumutbar, sondern richtig.

Am 15. Oktober diskutiert das Basler Parlament die von der BRK geforderten Anpassungen. Noch fehlen der Petition knapp 900 Unterschriften: Time to sign now!

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