Die Architektin Katia Rudnicki lässt in ihren Betonfliesen amorphe Formen zusammenfinden. Fotos: Nina Keel

Raum-Teilung

Im Ausstellungsraum Espace Nina Keel in St.Gallen lotet die Ausstellungsreihe «Immersion» neue Lesearten von Baumaterialien aus.

Der Geigenbauer Lüthi aus St.Gallen teilt seine Räume seit Kurzem mit dem Espace Nina Keel, einem Ausstellungsraum für zeitgenössische Positionen der Architektur und Kunst. Wo bisher Werkbank und Holzbearbeitungswerkzeuge standen, raubt nun eine leicht geneigte, trapezförmige Wand aus Betonfliesen dem Raum eine Ecke. Die selbstgegossenen, grauen Fliesen wurden vor Ort aneinandergefügt, sichtbare Konstruktionsspuren legen den Herstellungsprozess offen. Das rechtwinklige Raster wird gebrochen durch in die Fliesen eingelassene Vertiefungen, die amorphen Formen bilden. In diese liess die Architektin Katia Rudnicki gelb eingefärbte Fugenmasse fliessen, die als gestalterisches Element selbst in den Vordergrund tritt. Die «Fragmente» genannte Installation Rudnickis ist Teil der Ausstellungsreihe «Immersion», die Wahrnehmungsphänomene erkundet und neue Lesearten von Baumaterialien prüft. Die gezeigten Positionen sind die Gewinnerinnen des Open Calls «Frauen Bauen!».

Die Installation «Fragmente» ist Teil der Ausstellungsreihe «Immersion».

Den Auftakt machte Eva Lanter im Mai. Ihre von Gio Ponti und postmoderner Architektur inspirierte Arbeit prüfte das ästhetische Potenzial von Isolationsmaterial. Die Architektin stellte mit «Isolation Brute» die Frage, ob sichtbare Innendämmung eine Alternative zum Einsatz von Aussendämmungen sein kann, die gerade an historischen Gebäuden die ursprünglichen Fassaden – und somit deren Ausstrahlung – bis zur Unkenntlichkeit verändern.

Der Auftakt machte Eva Lanter mit der Ausstellung «Isolation Brute».

Als dritte und letzte Position erkunden ab August Michelle Bont und Milena Clalüna mit «Specio» kontrastierende Raumerlebnisse. Eine mittig platzierte Spiegelwand wirkt optisch vergrössernd und schafft gleichzeitig zwei unterschiedliche Raumsituationen. An der Spiegelkante stehend, erlebt der Betrachtende die Faszination, an zwei Orten gleichzeitig zu sein – obwohl er sich in ein und demselben Raum befindet.

An Tagen, an welchen der Geigenbauer arbeitet, wird die Werkbank zurückgestellt und somit selbst Teil der Installationen.

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