Populäres Baden

Das Thermalbad ‹Fortyseven› in Baden soll an die goldenen Zeiten anknüpfen. Ein ehrgeiziges Ziel. Denn der grosse Name des Architekten vermag nicht über die Schwächen des Neubaus hinwegzutäuschen.

Fotos: Enrico Cano

Das Thermalbad ‹Fortyseven› in Baden soll an die goldenen Zeiten anknüpfen. Ein ehrgeiziges Ziel. Denn der grosse Name des Architekten vermag nicht über die Schwächen des Neubaus hinwegzutäuschen.

Die Nachbarn heissen ‹Bären›, ‹Raben› oder ‹Blume›. Zwischen diesen stolzen Häusern am Kurplatz zu Baden steht das neue: Die Wohnungen sind uninspiriert und teuer, das Wärmedämmverbundsystem ist schrill wie ein Kanarienvogel. Das grosse Bad daneben ersetzt ein heruntergekommenes, aber schönes Werk des Architekten Otto Glaus. Hatte sich dieses brutalistische Kleinod noch ins grüne Ufer geduckt, macht der Neubau daraus ein Stück Stadt. Jedenfalls gemäss Aussage der Verantwortlichen und der Fassadenplatten aus Veroneser Marmor. Ein Verriss wäre einfach. Schon vor elf Jahren waren in der Hochparterre-Zeitschrift die Prädikate «schematisch» und «autistisch» zum damaligen Wettbewerbsergebnis zu lesen. Das Thermalbad und das Wohnhaus sind typische Botta-Bauten. Die Architektursprache der 1980er-Jahre verrät den Tessiner Architekten auf den ersten Blick und wird fleissig vermarktet. Mario Botta ist international bekannter als seine Pritzker-prämierten Kollegen aus Basel und Haldenstein, doch viele Architekten rümpfen vor seinen Bauten die Nase. Wie geht das zusammen? Fremdschämen vor uralter Geschichte Das längst verblühte Bäderquartier liegt etwas abseits der Badener Alt- und Innenstadt, im nördlichen Limmatknie. Der kleine Kurplatz ist dessen Zentrum. Bottas Kanarienvogel heisst ‹Residenz 47› und macht städtebaulich einiges richtig. Zur Limmatseite hin fächert er sich auf, den gefassten Platz öffnet er zum Fluss. Zwischen Haus und neuem Bad führt eine breite Treppe hinab zum Ufer. Der Weg zum Badeingang führt um das zentrale Verenahof-Geviert herum, das derzeit zur Rehaklinik umgebaut wird. Trotz des stark gezeichneten Natursteins bleibt das Bad hier stumm und vorstädtisch. Hinter dem Eingangsglas konsumieren Gäste ‹Asia Bowls›, daneben rahmen dünne Fassadenplatten mit offenen Fugen eine römische Spolie. Fremdschämen vor 2000-jähriger Bade...

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