Offener Brief der russischen Architekten
Die Zeitschrift ‹Projekt Rossija› rief zum Protest gegen den Krieg in der Ukraine auf. Gegen 7000 Architektinnen und Planer unterschrieben den offenen Brief. Heute zwang ein neues Gesetz zur Löschung.
Am 26. Februar veröffentlichte die russische Zeitschrift ‹Projekt Rossija› auf ihrer Webseite einen offenen Brief, in dem sich die Architekten und Planerinnen Russlands gegen den Einmarsch russischer Truppen und gegen den Krieg in der Ukraine wandten. Unter der Losung «Nein zum Krieg» stand:
Offener Brief von Architekten und Stadtplanern in Russland gegen die Militäraktionen in der Ukraine
Wir, die Architekten und Stadtplaner Russlands, halten die Offensive der russischen Truppen auf ukrainischem Gebiet für inakzeptabel. Aussenpolitische Fragen können nur mit friedlichen Mitteln gelöst werden!
Der Krieg entwertet das Wesen der Arbeit eines Architekten und Stadtplaners, egal in welchem Land sie stattfindet. Sie verletzt das Recht der Menschen auf Leben, Sicherheit, Selbstverwirklichung, auf ein angenehmes und gesundes Umfeld - all diese Werte, die die Grundlage unserer Tätigkeit bilden. Den Respekt der Nachbarn kann man sich nicht durch Gewalt oder Zerstörung verdienen. Aber er kann erreicht werden, indem man sein eigenes Land, sein eigenes Zuhause verbessert. Nein zum Krieg!
Aufruf unter Strafe
Bis am Morgen des 4. März unterzeichneten fast 7000 Berufsleute den Brief. Dann sah sich ‹Projekt Rossija› gezwungen, den Brief von der Webseite zu löschen. Ein in einer Sondersitzung der Duma beschlossenes Gesetzt sieht ab sofort für «unzutreffende Berichterstattung» über die Streitkräfte eine Freiheitsstrafe von 15 Jahren vor. Das Wort Krieg darf nicht verwendet werden. Die Losung «Nein zum Krieg» ist Picassos Friedenstaube gewichen, der Text lautet nun so:
Offener Brief von Architekten und Stadtplanern in Russland gegen die Militäraktionen in der Ukraine
Hier stand der offene Brief der Architekten und Stadtplaner Russlands, in dem sie ihren Standpunkt zur aktuellen Politik unseres Landes zum Ausdruck brachten. Von seiner Veröffentlichung am 26. Februar bis zum 4. März 2022 wurde er von mehr als 6.500 Personen unterzeichnet.
Unter Androhung strafrechtlicher Verfolgung aufgrund eines heute in Kraft getretenen Gesetzes sahen wir uns gezwungen, den Text des Schreibens zu entfernen. Wir sind für den Frieden!