Mit den Wohnhäuser St.-Alban-Tal lieferten die Architekten Roger Diener, Dieter Righetti und Wolfgang Schett einen intelligenten Beitrag zum Architektur- und Stadtdiskurs der 1980er Jahre. Fotos: ZVG

«Die Stadt mehrdeutig weiterbauen»

In der Hochparterre-Serie ‹Baukultur 1975–2000› sinniert Architekt Ingemar Vollenweider über die Besonderheiten der Wohnhäuser St.-Alban-Tal von Diener & Diener Architekten.

Wahrscheinlich ist schon viel geschrieben worden über dieses Ensemble, das gerade fertig gestellt war, als ich angefangen habe, Architektur an der ETH in Zürich zu studieren. In den ersten Semestern habe ich auf dem Hönggerberg allerdings davon nichts gesehen oder gehört. Tatsächlich bin ich damals auf die Gebäude im St. Alban-Tal am Rhein zum ersten Mal bei einem Bier während der Basler Fasnacht aufmerksam geworden, als an einem Stammtisch bissig über die «typisch moderne» Architektur diskutiert wurde, mit der jener historische Ort am Gasthof Goldenen Sternen komplett verändert worden sei. Kurz: ich habe mich auf den Weg gemacht, um mir ein eigenes Bild zu machen, und war überrascht. Einerseits von der Abstraktheit und spielerischen Komposition, ja, Provokation dieser scharf geschnittenen Fassade zum schmalen Platz am Rhein, vor allem aber von der ganz anderen Erscheinung dieses Gebäudes von der Rückseite am St. Alban-Teich, das mit seiner Rasterfassade an eine kleine Fabrik und damit an den frühindustriellen Charakter des Ortes an der Papiermühle erinnert. Auch das zweite Haus des Ensembles zelebriert Gegensätzlichkeit, dort zwischen corbusianisch anmutendem Palais zur Rheinfront und holzverschalter Lochfassade zum rückwärtigen Garten.  Wie macht man das, habe ich mich gefragt, dass das mehrteilige Ganze am Schluss so glaubwürdig zusammenkommt, und was heisst das auch für die Grundrisse? Letzteres ist ein eigenes Kapitel von raffiniertem Entwurfsmetier, das unterschiedliche Raumtypen konsequent bis in die Konstruktion differenziert zusammenbringt und das ich aus den damals spärlich vorhandenen Publikationen nachzuvollziehen versucht habe. In den Fassadenzeichnungen machen die sanften ‹tracés régulateurs› die sublime Ordnung der Öffnungen sichtbar und das vermeintlich freie Spiel als Auseinandersetzung mit Ort und Wohnprogramm deutlich. NatÃ...
«Die Stadt mehrdeutig weiterbauen»

In der Hochparterre-Serie ‹Baukultur 1975–2000› sinniert Architekt Ingemar Vollenweider über die Besonderheiten der Wohnhäuser St.-Alban-Tal von Diener & Diener Architekten.

E-Mail angeben und weiterlesen:

Geben Sie uns Ihre E-Mail-Adresse und wir geben Ihnen unseren Inhalt! Wir möchten Ihnen gerne Zugriff gewähren, obwohl dieser Beitrag Teil unseres Abos ist.