Das Hotel Jan III Sobieski am Zawiszy-Platz in Warschau 1993, kurz nach seiner Fertigstellung. Fotos: Werner Huber

Kontroverse um Postmoderne in Warschau

Für die einen war es das hässlichste, für die anderen das schönste Gebäude Warschaus: das Hotel Jan III Sobieski von 1992. Nun soll die bunte Fassade offenbar verschwinden – und die Emotionen gehen wieder hoch.

Auch in Polen erregt die Architektur der Jahre vor 2000 die Gemüter – wobei dort die Trennlinie nicht bei 1975, sondern bei 1989 liegt, dem Jahr der politischen und wirtschaftlichen Wende. Eines der frühsten und auffälligsten Gebäude jener Zeit ist das Hotel Sobieski am Zawiszy-Platz in Warschau. Bemerkenswert ist der Bau der Architekten Wolfgang Triessing und Maciej Nowicki vor allem wegen seiner Fassade: Der österreichische Künstler Hans Piccottini gestaltete sie als bunte Palette unterschiedlicher Farbtöne. So farbenfroh die Fassaden sind, so umstritten war und ist das Haus. Es gewann sowohl Schönheits- als auch Hässlichkeitswettbewerbe, diente als Kulisse von Filmen und war Gegenstand von Anekdoten und Witzen. Emotionen wie damals Dreissig Jahre nach seiner Eröffnung 1992 soll das Gebäude nun offenbar neu gestrichen werden. Anstelle der bunten Farbenpracht soll das Haus einen hellgrauen Anstrich erhalten - wenn man den im Internet kursierenden Bildern glaubt. Und erneut sorgt das Hotelgebäude für Emotionen: «Diese Farbgebung ist untrennbar mit der Architektur verbunden», sagt der Architekturkritiker Grzegorz Piątek auf ‹wyborcza.pl›, während Architekt Andrzej Bulanda findet, man solle das Gebäude abreissen: «Das Problem liegt in der Form, nicht in der Farbe.» Scharf reagiert der städtische Denkmalpfleger Michał Krasucki auf Facebook: «Das so neu gestrichene ‹Sobjeski› ist nichts. Eine weitere von hunderten solchen Gebäudeecken an polnischen Plätzen. Mit der Ikone der polnischen Postmoderne der Transformationszeit hat das nichts zu tun. Dann kann man es auch gleich abreissen.» Er plädiert dafür, die Architektur der Vergangenheit nicht mit dem heutigen Geschmack und den aktuellen Vorlieben zu bewerten, sondern sie auch vor dem Hintergrund ihrer Zeit zu beurteilen. Und was sagt die Hotelkette Radisson, die das ‹Sobieski› betreibt? Sie schreib...
Kontroverse um Postmoderne in Warschau

Für die einen war es das hässlichste, für die anderen das schönste Gebäude Warschaus: das Hotel Jan III Sobieski von 1992. Nun soll die bunte Fassade offenbar verschwinden – und die Emotionen gehen wieder hoch.

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