Kontroverse Luzern
Seit wir Stanislaus von Moos’ Kommentar zum neuen Luzerner Theater publiziert haben, läuft die Kommentarspalte heiss. Auch Hochparterre wird kritisiert. Eine kurze Einordnung.
Am Montag habe ich den Kommentar von Stanislaus von Moos zum neuen Luzerner Theater publiziert, in dem er sich gegen das Projekt von Ilg Santer Architekten ausspricht. In der redaktionellen Einleitung zur Architekturkritik des renommierten Architekturhistorikers informierte ich darüber, dass sich jetzt – kurz vor der Abstimmung vom 9. Februar über den Projektierungskredit für die Sanierung und Erweiterung des Theaterbaus an der Reuss – ein illustres Nein-Komitee formiert hat, dem auch von Moos angehört.
Seither läuft die Kommentarspalte heiss, und auch in den Mailboxen einiger Redaktionsmitglieder landen aufgebrachte Reaktionen – am neuen Theater Luzern scheiden sich die Geister. Die kontroverse Diskussion ist im Interesse von Hochparterre. Weniger erfreulich sind die Vorwürfe, Hochparterre lasse sich vom Nein-Komitee vor den Karren spannen und lasse die Befürworter*innen nicht zu Wort kommen.
Keine Hofberichterstattung
Es gehört zur Tradition von Hochparterre, nicht nur Hofberichterstattung zu betreiben, sondern sich eigene Meinungen und Haltungen zu erlauben. Dann, und das ist in diesem Fall wichtiger: Die Berichterstattung ist nicht so einseitig, wie sie den aufgebrachten Stimmen erscheint. Redaktor Ivo Bösch hat eine ausführliche Kritik zum Wettbewerb geschrieben, wohlwollend kritisch, mit dem Hinweis, dass das Programm überfrachtet war. Er hat sich seine Meinung nach Bekanntgabe des Wettbewerbsergebnisses gebildet und sie unabhängig von der aktuellen Stimmungsmache formuliert. Weiter haben wir online über die Überarbeitung des Projekts berichtet und die Videoaufzeichnung der Nachjurierung von ‹Kritik am Bau› zugänglich gemacht. Schliesslich habe ich selbst die von SIA und BSA organisierte Präsentation der Überarbeitung mit anschliessender Podiumsdiskussion moderiert, an der ausschliesslich Befürworter*innen des Projekts auftraten. Ich war überrascht, dass kritische Gegenstimmen auf dem Podium fehlten. So gesehen ist die Veröffentlichung des Kommentars von Stanislaus von Moos fast schon ausgleichende Gerechtigkeit. Der Text ist klar als Kommentar gekennzeichnet und mit einer neutralen Einleitung versehen, die auch auf die Argumente für das neue Theater verlinkt.
Repliken willkommen
Es gehört zu den Aufgaben einer Zeitschrift wie Hochparterre, darüber zu berichten, dass es ein prominentes Nein-Komitee gibt und was seine Argumente sind. Dabei fällt mir auf, dass viele der aufgebrachten Stimmen den Kommentar von Stanislaus von Moos gar nicht gelesen haben. Dort ist nämlich nirgends von Kosten oder einem unerfahrenen Büro die Rede, wie das Nein-Komitee auf seiner Website unfairerweise behauptet, sondern nur vom architektonischen Entwurf. Genau aus diesem Grund habe ich mich auch für den Text von Stanislaus von Moos entschieden und nicht für die Darstellung aller Nein-Argumente, die jetzt ins Feld geführt werden.
Die Hochparterre-Redaktion freut sich auf sachliche Repliken, die dieser Haltung gerecht werden. Eine ist bereits angekündigt. Und wie man hört, wird sich bald auch eine Gruppe junger Luzerner Architekt*innen zu Wort melden – wiederum mit einem Nein.