In der Warschauer Metro erregen zurzeit schwarze Metallrahmen an den Wänden die Gemüter: Die Metro will sich mit Werbeflächen an den Stationswänden eine zusätzliche Einnahmequelle erschliessen. Dabei stösst sie insbesondere bei zwei Stationen der Linie 1 auf erbitterten Widerstand aus Architektur-, Kunst- und Denkmalkreisen. Denn die beiden Stationen «Ursynów» und «Słuszew» sind die einzigen, die gemäss dem ursprünglichen Gestaltungskonzept von 1983 verwirklicht wurden. Als Warschaukenner und Spezialist für Verkehrsbauwerke bat mich Jakub Jastrzębski, der unter anderem die Facebook-Seite Historia Metra betreibt, um eine Stellungnahme: Ein Appell aus der Ferne Als ich hörte, dass auf die mit keramischen Fliesen gestalteten Wände der Metrostationen im Süden Warschaus Reklamepaneele montiert werden sollen, war ich schockiert. Bewegt sich Warschau zurück in die 1990er-Jahre, als die ganze Stadt ein einziges grosses Billboard war? Zurück in eine Zeit, in der man sich der Werbung nirgends entziehen konnte – ausser (ausgerechnet!) in der Metro? ###Media_2### Vor 27 Jahren war die neue U-Bahn der Stolz der Hauptstadt: In politisch und wirtschaftlich schwierigsten Zeiten hatte man es geschafft, die erste Linie zu bauen. Verspätet zwar und zunächst nur bis «Politechnika», aber immerhin! An vielen Stationen waren die prekären finanziellen Verhältnisse jener Zeit abzulesen. Man musste sich auf günstige Materialien und Oberflächen beschränken. Vom Gestaltungskonzept, das ein Team um Jasna Strzałkowska-Ryszka 1983 entworfen hatte, war an den meisten Orten nichts zu spüren. Es gab aber zwei grosse Ausnahmen: die Stationen «Ursynów» und «Słuszew». Hier hatte man das Gestaltungskonzept von 1983 tatsächlich umgesetzt. Die hohe gestalterische Qualität, aber auch die sorgfältige Umsetzung war bemerkenswert. Als ich die neu eröffnete Warschauer Metro im Herbst ...