Sie entwarf gefeierte Museumsbauten und das berühmteste Hochhaus von Zürich. Dann begann der Klimawandel ihr den Schlaf zu rauben. Annette Gigon im grossen Gespräch.
Annette Gigon im Tafelgespräch: «Je ne regrette rien»
Sie entwarf gefeierte Museumsbauten und das berühmteste Hochhaus von Zürich. Dann begann der Klimawandel ihr den Schlaf zu rauben. Annette Gigon im grossen Gespräch.
Fotos: Maurice Haas
Wir treffen Annette Gigon an einem Mittwochabend um 18.30 Uhr im Restaurant ‹Zum alten Löwen›. Die Zürcher Quartierbeiz liegt auf halber Strecke zwischen ihrem Zuhause und dem Büro von Gigon Guyer Architekten, das sie seit 1989 gemeinsam mit Mike Guyer führt. Annette, Sie sind seit 40 Jahren Architektin. Annette Gigon: Etwas mehr. Ich habe 1984 das Studium abgeschlossen.
Also seit 41 Jahren. Haben Sie es je bereut, so viel Zeit in die Architektur gesteckt zu haben? Nein. Architektur ist so vielfältig und reichhaltig.
Den Gedanken, dass es auch ein anderes Leben, einen anderen Beruf geben könnte, gab es nicht? Anfangs schon. Ich war lange unschlüssig, was ich studieren sollte. Ich las gerne und liebäugelte damit, Literatur zu studieren. Weil ich aber auch immer gern gezeichnet hatte und das Architekturstudium für mich etwas gänzlich Neues war, schrieb ich mich an der ETH ein. Lesen, dachte ich, konnte man ja auch nebenher, Filme schauen auch. Das erste Semester war hart, weil ich mir das Studium viel freier vorgestellt hatte. Damals gab es einen strengen schulischen Takt: Am Morgen Vorlesung, dann eine Aufgabe fassen und diese am Abend abgeben. Dabei hatte ich gehofft, dass man im Studium endlich Zeit hätte, sich richtig in ein Thema zu vertiefen.
Verhält es sich im Beruf nicht ähnlich? Als Architektin führen Sie ja kein freies Künstlerinnenleben, sondern sind in Prozesse mit hohem Tempo verstrickt. Das stimmt. Aber an Projekten arbeitet man über Monate und Jahre, das ist ein grosser Unterschied. Damals, nach dem schwierigen ersten Semester, wollte ich vor allem herausfinden, ob Architektur für mich das Richtige ist. Durch einen Kommilitonen kam ich zu einem Praktikum bei Rausser und Clémençon in Bern. Dort konnte ich einen kleinen Brunnen zeichnen und dachte: Ja, irgendwie geht das doch. Im zweiten Semester hatte ich dann den Dreh raus.
Architektur zu machen, ...
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