Hossdorf Halle (Foto: Walter Grunder) Fotos: zVg

Hossdorf-Halle auf der Roten Liste

Eine Halle von Heinz Hossdorf in Basel soll abgerissen werden. Der Heimatschutz setzt sie auf die Rote Liste.

Der Heimatschutz hat eine gute Institution erfunden: Die Rote Liste. Darauf werden Bauten gesetzt, um deren Zerstörung es kulturell schade wäre. Neu das Voellmy-Areal in der Nähe des Badischen Bahnhofs: Eine 125-jährige Schreinerei will ihren Betrieb mit einer neuen Schreinerei und oben darauf Wohnungen ertüchtigen. Doch auf dem Grundstück im Surinam 65 stehen zwei etwas heruntergekommene Perlen.

Villa (Foto: Bernard Jaggi, Heimatschutz)

Im späten 18. Jahrhundert hatte Christoph Burckhardt-Merian hier ein Landhaus erbauen lassen. Heute ist das barocke Landhaus umzingelt von Gewerbehäusern. So von dem, das Vischer Architekten 1959 mit dem Ingenieur Heinz Hossdorf gebaut haben, eine wegweisende Faltwerk-Konstruktion für das ehemalige Holzlager der Schreinerei. Mit ihr, so der Basler Heimatschutz, antwortete Hossdorf auf Baugesetz, Brandschutz und die Durchfahrt des Laufkrans – die stützenlose Halle sei ein Raum von beeindruckender Wirkung. Doch die Denkmalpflege hat das Barockhaus als «nicht schützenswert» aus dem Inventar gestrichen wurde, der Regierungsrat will die Halle nicht ins Inventar aufnehmen. Damit kann Beat Voellmy abbrechen und für 20 Mio neu bauen.

Hossdorf Halle (Foto: Walter Grunder)

Das führt in Basel zu wacker Diskussion. Hans-Peter Thür, der Verwaltungsratspräsident des Werk, schrieb in der Basler Zeitung: «Heinz Hossdorf (1925-2006) galt international als Koryphäe auf seinem Gebiet der Hybrid-Statik. Der Behördenentscheid ist absolut unverständlich und zeigt einmal mehr, dass das Verständnis für die neuere Baukultur noch entwicklungsfähig ist.» Beat Voellmy, der Besitzer des Areals, weist darauf hin, dass das barocke Wohnhaus auf einem Industrieareal eingepfercht sei. Er schlägt vor, es «fein säuberlich» abzutragen und anderswo wieder aufzubauen. Das bestehende Werkgebäude sei marode und müsste von Grund auf saniert werden. «Das heisst nichts weniger als das Gebäude zu verlassen und anderweitig eine Bleibe zu suchen. Leider scheitert dies an den zu hohen Mieten, die anderswo bezahlt werden müssen.» Der Basler Heimatschutz weiss das Ensemble nun auf der «Roten Liste» und will Alternativen zum Abbrechen und zum Versetzen geprüft haben.

Hossdorf Halle (Foto: Walter Grunder)

 

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Kommentare

hermann Huber 08.10.2019 18:22
meine Anmerkung auch noch hier: Es ist nicht nur einfallslos, sondern das Projekt vernachlässigt vermutlich eine wichtige Nachhaltigkeitsüberlegung : : Unter der Zielvorstellung einer Null CO2-Bilanz sollte bei Ersatzneubauten mindestens abgeklärt werden, wie die durch den Abbau des Rohbaus vernichtete ‚graue CO2-Substanz‘, sowie die für den Abbruch/Neubau/Rohbauanteil erforderliche neue CO2-Menge aussieht, und dann die entsprechende Folgerung gezogen werden. Eine anregende assoziative Anleitung findet sich im Hochparterre 10/19 Seite 31!
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