Für ein paar Bienen mehr

Wohnen im Grün und in der Höhe, das hat was. Das erste Gartenhochhaus der Schweiz zeigt aber: Bepflanzte Türme sind mitnichten ein Beitrag zur Klimawende.

Fotos: Roger Frei

Wohnen im Grün und in der Höhe, das hat was. Das erste Gartenhochhaus der Schweiz zeigt aber: Bepflanzte Türme sind mitnichten ein Beitrag zur Klimawende.

Es heisst, die Hängenden Gärten von Babylon waren ein aufwendig konstruierter Terrassenbau, quadratisch und mehr als hundert Meter breit. Auf Rohr und Asphalt lagen laut griechischen Geschichtsschreibern vermörtelte Ziegel und dicke Bleiplatten, die verhinderten, dass Feuchtigkeit vom Humus in den Bau sickerte. Massige Mauern und Pfeiler trugen die beträchtlichen Lasten. Warum tut man so etwas? Lorenz Eugster sagt: «Weil man es kann.» Der Zürcher Landschaftsarchitekt spricht auch über das Gartenhochhaus in Risch-Rotkreuz, dessen Fassade er bepflanzte. Bewusst redet er nicht über Klima und Graue Energie, sondern über Repräsentation und Opulenz. Er vergleicht die Fassade mit einer «Intensivstation für Pflanzen»: Kilometerweise Leitungen erhalten die mehr als 15 000 Gewächse, darunter ganze Bäume, am Leben. Mehrmals pro Jahr seilen sich Industriekletterer der Hochhausfassade entlang ab, um das wuchernde Grün zurückzuschneiden. Die Balkone tragen vier Mal mehr Lasten als ein Normbalkon, pro Quadratmeter 1,2 Tonnen. Weil man es kann. Tausend Tonnen Substrat Aber soll oder darf man auch? Es liegt nahe, das Ganze als Irrsinn zu verbrämen. Absurd ist es, mehr als tausend Tonnen Substrat aus Bimsstein, Blähton und Lava in Betontrögen an eine Hochhausfassade zu hängen, deren Gewicht sich über viele Geschosse aufsummiert. Absurd, daraus hundert Tonnen Bäume, Hecken- und Kletterpflanzen, Sträucher und Stauden wachsen zu lassen. Absurd sind auch die Kaskadenbewässerung, gespeist aus einer Zisterne im Untergrund, und die Tröpfchenbewässerung, die die Pflanzen versorgt, bis ihre Wurzeln den Boden der Tröge erreichen. Allein der Unterhalt erhöht die Nebenkosten jeder Wohnung um rund 150 Franken monatlich. Auch das muss man sich leisten können. Doch innen denkt man: «So what. Wohnen im Grün und in der Höhe – das hat doch was.» Stellt man das Ob und das Warum bei...

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