Flora Ruchat-Roncati war nicht nur eine passionierte Architektin, sondern auch die erste ordentliche Professorin an der ETH Zürich. Ein Entwicklungsroman in vier Stationen.
Ein Architektinnenleben
Flora Ruchat-Roncati war nicht nur eine passionierte Architektin, sondern auch die erste ordentliche Professorin an der ETH Zürich. Ein Entwicklungsroman in vier Stationen.
Dies ist eine biografische Erzählung über Flora Ruchat-Roncati, 1937 im Tessin geboren, 2012 in Zürich gestorben. Als Angelpunkte durch diesen architekturhistorischen Parcours dienen vier Fotografien, auf denen die vielseitige und auch zielstrebige Architekturpersönlichkeit an unterschiedlichen Stationen aufscheint. Denn die Geschichtsschreibung, die sich den Frauen in der Architektur zuwendet, steckt zwar nicht mehr in Kinderschuhen, verharrt aber vielleicht noch in Pubertätspantoffeln und arbeitet mit neuen Formen der Analyse und des Zugangs. In diesem Sinne ist dieser komprimierte, in Bildern erzählte Werdegang einer Architektin zu verstehen. I. Jugendjahre: Das dyadische kreative Talent Ein romantisches Bild: Die bäuerliche Tessiner Hügellandschaft im herbstlichen oder winterlichen Nebeldunst, ein Rustico im Mittelgrund, die niedrige Mauer schneidet das Bild in leichter Diagonale zur perfekten zweigeteilten Komposition. Ein Aussichtsrahmen, der den Blick auf das landschaftliche Sujet lenkt, im Vordergrund die Künstlerin am Werk, dem Panorama zugewandt, ein Bildtopos des 19. Jahrhunderts.
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Die junge Frau im Mantel sitzt auf dem Mäuerchen, tief über ein Blatt gebeugt, zeichnend oder schreibend, mit konzentriertem Ausdruck, das volle, gewellte Haar mit einer Schnalle zusammengebunden. Ein «flammender Kopf», so erinnert sich eine Schulfreundin, die Schriftstellerin Anna Felder. Sie spielt auf Flora Ruchat-Roncatis rotes Haar an, aber auch auf ihr inneres Glühen, auf ihre herausragende Willenskraft und auf ihr Talent als Pianistin. Doch Flora, die aus bürgerlich-wohlsituierten Verhältnissen stammte und eine humanistische, musische Erziehung erfuhr, verweigerte sich in den späteren Jahren des Erfolgs dem Mythos der künstlerischen Berufung. Lieber verwies sie auf ihr familiäres Umfeld, und zwar weniger auf die Verwandtschaftsbande ihrer Mutter zur Tessine...
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