Die Kunsthistorikerin und Kuratorin Nina Keel brennt für Architektur und den öffentlichen Raum. Zur Vermittlung dieser Themen überschreitet sie gerne auch Grenzen.
Die Transformerin
Die Kunsthistorikerin und Kuratorin Nina Keel brennt für Architektur und den öffentlichen Raum. Zur Vermittlung dieser Themen überschreitet sie gerne auch Grenzen.
Fotos: Ladina Bischof
Wir steigen die Betontreppe hinab, rechts das Einkaufszentrum, links der ovale Hochhauszylinder. Die Werke des Spätmodernisten Heinrich Graf glänzen in der Alu-Ästhetik der 1970er-Jahre. Nina Keel ist in ihrem Element. Zugewandt, als sehe sie die heutige Tristesse nicht, schildert die junge Frau die Baugeschichte des Quartierzentrums im Osten von St. Gallen. Überall entdeckt sie Flächen, auf die sich Bilder projizieren lassen, bewegte oder stille – an der Hauswand hier oder an der Decke des Durchgangs dort. Als Kuratorin macht sie mittels Kunst Orte sichtbar. In einem Porträt schrieb der ‹Beobachter› über sie: «An den Schmuckbauten der Jugendstilstadt geht sie vorbei, ohne den Blick zu heben.» Es sind die unscheinbaren, vergessenen, ja, auch die ungeliebten Orte, die sie in ihr Herz schliesst.
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Damit angefangen hat sie früh, schon während des Studiums in Zürich. Zusammen mit ihrer Kommilitonin und Freundin Anna Vetsch – «Anna ist so wichtig!» – begann sie 2016 die ‹Stadtprojektionen›, zuerst in der St. Galler Innenstadt, dann folgten mit Linsebühl und Lachen zwei rauere Stadtquartiere und 2020, passend zur Pandemie, mit den Drei Weieren ein Naherholungsgebiet. Die beiden Kunsthistorikerinnen wählen Werke nationaler und internationaler Kunstschaffender aus und kuratieren damit die Nacht. Kunst im öffentlichen Raum, die für einmal keine «grossen Männer» ehrt, sondern die flüchtige Wahrnehmung aller. Viele Menschen kämen so in Berührung mit der Kunst, sagt Nina Keel. Und machten sich auf diese Weise Gedanken über die architektonischen, kulturellen und sozialen Dimensionen des Ortes, über seine Geschichte und Gegenwart. Berührungsängste gegenüber Architektur und Kunst? Anders als bei Museumsräumen sei die Schwelle im Stadtraum tief. «Die Leute schleichen um die Häuser und entdecken mehr als sonst.» Im Frühling 2024 rund um den Si...
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