«Die Moral würde ich gern aussen vor lassen»

Von Haldenstein aus baut Peter Zumthor in der ganzen Welt. Wir sprachen mit ihm über Verantwortung in der Klimakrise, nachhaltige Gebäude und sein Alterswerk.

Fotos: Ralph Feiner

Von Haldenstein aus baut Peter Zumthor in der ganzen Welt. Wir sprachen mit ihm über Verantwortung in der Klimakrise, nachhaltige Gebäude und sein Alterswerk.

Peter Zumthor, Sie haben mit einer Inkubationszeit begonnen: Bevor Sie bauten, waren Sie Denkmalpfleger und Kulturaktivist. Damals, in den 1970er-Jahren, gab es Wachstumskritik und eine Ökologiediskussion. Waren Sie Teil davon? Peter Zumthor: Als ich vom Studium in New York zurück in die Schweiz kam, hatte sich die Stimmung verändert. Alles war politisch. Meine Basler Freunde blockierten Vorlesungen, an der Architekturabteilung der ETH schrieb man soziologische Arbeiten. Die Gestaltung kam in Verruf, und man musste sich als Architekt rechtfertigen – ‹Bauen als Umweltzerstörung› hiess das Buch von Rolf Keller. Ich ging dann in die Denkmalpflege, weil es ‹politisch korrekte› Arbeit war. Ich wollte etwas Schönes machen. Und Graubünden war fantastisch. Ich kam mir immer vor wie auf Schulreise. Meiner damaligen Partnerin habe ich gesagt: «Und die zahlen mich auch noch dafür!» Es gab Architekten, die versuchten, mit ökologischem Anspruch zu bauen – zum Beispiel Michael Alder. Mit seinen Studierenden machte er Bauaufnahmen im Bergell, wo auch Sie arbeiteten. Tauschten Sie sich aus? Wir waren Freunde. Michael Alder ist leider sehr früh gestorben. Ein Ausweg, doch noch bauen und gestalten zu können, war für uns das Planen. Mit der Orts- und Regionalplanung meinten wir, die Grundlage zu schaffen, damit alles besser wird. Wir inventarisierten die alten Dörfer und wussten dann, was schön ist. So habe ich begonnen. Diskutierten Sie auch ökologische Fragen oder ging es vor allem um Schönheit? Es ging um menschliche Lebensräume. Wenn wir hier in Haldenstein meine Strasse, den Süsswinkel, entlang gehen, sagt meine Tennispartnerin zu mir: «Da ists einfach schön.» Das war es. Wir wollten die alten Strukturen nicht nur erhalten, sondern auch von ihnen lernen. Der junge Peter Zumthor hat sich um Lebensräume gesorgt. Wie sieht es der gereifte Peter Zumthor? Sorgen Sie si...

E-Mail angeben und weiterlesen:

Geben Sie uns Ihre E-Mail-Adresse und wir geben Ihnen unseren Inhalt! Wir möchten Ihnen gerne Zugriff gewähren, obwohl dieser Beitrag Teil unseres Abos ist.