Die Geburt der Giraffe, Teil IV: Schmelzglasherstellung

Die Photovoltaik-Fassade des Amtes für Umwelt und Energie in Basel hat eine Entwicklungsodyssee hinter sich. Ein Besuch bei den beteiligten Planern, Entwicklern. Heute: bei Crea-Glass, Unterseen BE

Fotos: Nelly Rodriguez
Mit Unterstützung von EnergieSchweiz

Die Photovoltaik-Fassade des Amtes für Umwelt und Energie in Basel hat eine Entwicklungsodyssee hinter sich. Ein Besuch bei den beteiligten Planern, Entwicklern. Heute: bei Crea-Glass, Unterseen BE

Blau leuchtende Glasstufen trennen den Showroom mit seinen Delfinen und Waschbecken von der Produktionshalle, wo die Nüchternheit des Materials vorherrscht. Jorge Magaña, Werkstattleiter bei Crea-Glass, beschreibt seine Arbeit: die Floatglasscheibe zuschneiden und in den Ofen legen, wo sie während 24 Stunden auf 700 Grad erhitzt wird und dabei die Struktur ihrer Unterlage annimmt. In der Regel ist das Trennsand, in den man bei Bedarf Formen drücken oder zeichnen kann. Klarere Kanten erhält man mit handgeschnittenen Formen aus Glasfaserpapier. Bei den Gläsern für das AUE war das aufwendig: Mitarbeitende schnitten Quadrate so aus, dass die Stege dazwischen stehenblieben. Mit einem Schneidezirkel schnitten sie Kreise in die Quadrate. Jedes Faserpapier musste auf das Format des Glases passen und war spätestens nach vier Schmelzvorgängen unbrauchbar. Vor dem Herausnehmen aus dem Ofen kühlten die Schmelzglasscheiben auf 40 Grad ab und kamen nach dem Säubern in den Härteofen. Darin wurde das Glas von beiden Seiten kurz auf 650 Grad erhitzt und anschliessend schockgekühlt. Dann ging es vom Thunersee nach Deitingen in die Halle von Megasol, wo das Schmelzglas zum fertigen Modul laminiert wurde.

Reiz und Herausforderung
Die Grösse der Bestellung war für Crea-Glass eine Herausforderung. Rund 1200 Quadratmeter, 641 Stück in 58 unterschiedlichen Formaten. «Es war ein Investment», sagt Geschäftsinhaber Roland Marti. Sieben Öfen liefen nonstop, einen davon schaffte die Firma extra für den Auftrag an. Die unregelmässige Oberfläche macht den Reiz des Schmelzglases aus, macht die Herstellung von Photovoltaik-Modulen aber schwierig. Zwar schafften es die Glaser, die Toleranz von fünf auf vier Millimeter zu reduzieren, doch gingen sowohl beim Härten in Unterseen als auch beim Laminieren in Deitingen etliche Scheiben zu Bruch. Geschäftsführerin Pia Hofmann blättert in einem dicken Ordner. Auf jeder Seite ist ein Modul in einem anderen Format abgebildet, samt seinem geometrischen Relief. Die Nachproduktion ist somit gesichert.

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Dieser Beitrag ist ein Auszug aus dem Heft Solaris #06, Hochparterres Heftreihe für Solararchitektur, das Ende Februar erscheinen wird.

Teil I: Die Geburt der Giraffe
Teil II: Oberflächenbearbeitung – zu Besuch im Atelier Weidmann, Oberwil BL
Teil III: Modulentwicklung – zu Besuch bei Megasol, Deitingen SO
Teil IV: Schmelzglasherstellung – zu Besuch bei Crea-Glass, Unterseen BE

Vor Ort:
Am 24. Februar laden wir ab 17 Uhr ins AUE ein, zur Heftvernissage mit Führungen, Vortrag, Diskussion und Apéro. Anmelden unter hochparterre.veranstaltungen.

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