Der Palast des Investments

«We built a city», erklärte Architekt Riken Yamamoto an der Eröffnung der Grossüberbauung ‹The Circle› beim Flughafen Zürich. Eine Stadt? Der Stadtwanderer schaut nach.

Fotos: Ralph Bensberg

«We built a city», erklärte Architekt Riken Yamamoto an der Eröffnung der Grossüberbauung ‹The Circle› beim Flughafen Zürich. Eine Stadt? Der Stadtwanderer schaut nach.

Die SBB setzt mich im Keller ab: Zürich Flughafen. Ich entfliehe auf einer Rolltreppe nach oben. Vorerst ist von Yamamotos neuer Stadt nichts zu spüren. Doch dann gibt es Pfeile, die mir den Weg weisen: weiter rolltreppenaufwärts. Dort werde ich nach aussen gespült, ein Windfang presst mich zusammen und entlässt mich unter ein Vordach. Ich muss kurz die Augen reiben, um mich zurechtzufinden. Vor mir liegt eine breite Asphaltfläche, die weit vorn an einer weissen Betonmauer endet. Ein liegendes Rechteckloch mit Lichtschimmer kündigt den ‹Circle› an. Über dem weissen Wandstreifen bedroht mich die überhängende Glaswand, die achtgeschossige Stadtmauer. Ihre Neigung schüchtert mich ein, ich fühle mich bedroht. Diese gleissende, glatte, makellose Technomauer wird kein Feind so leicht übersteigen. Ich fühle mich keineswegs willkommen. Der ‹Circle›, merke ich, ist eine Festung. Sie steht kalt und abweisend da drüben. Allerdings verdeckt das Schutzdach, das mich trocken zum ‹Circle› bringen soll, meine Sicht. ###Media_5### ###Media_6### Ein Tor, ein Turm und ein ‹Plätzli› Ich muss etwas zur Seite treten um zu entdecken: Das war wohl nicht so gemeint. Das ist kein Eingangsloch, das ist ein Stadttor. Denn der Architekt und Städtebauer Yamamoto hat ein Zeichen gesetzt. In der gläsernen Wand gibt es über dem Eingang einen ‹negativen Torturm›. Statt Masse eine breite, einladende Lücke, die einen ersten Blick in das Innere der Stadt erlaubt. Doch wird die Wirkung dieser Empfangsgeste durch das Schutzdach verdeckt. Die städtebauliche Wirkung wurde dem Regenschutz geopfert. Ich überquere den riesigen Vorplatz, stolpere über die Tramgleise und erreiche das Eingangsloch. Es ist grösser und angenehmer als erwartet. Ich bin eingetreten, aufgenommen in den Schutz der Stadt. War ich da draussen ein gefährdeter Fussgänger, bin ich nun ein gesicherter Stadtwander...

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