Präzise und lustvoll zugleich: Die Gestaltung der ‹Plaza› im Zürcher Hauptbahnhof in ihrer ursprünglichen Form. Fotos: Werner Huber (1990, 1992)

«Das muss einem in einer Ladenpassage erst einmal gelingen!»

In der Hochparterre-Serie ‹Baukultur 1975–2000› regen die Passagen von Trix und Robert Haussmann im Hauptbahnhof Zürich den Architekten Philipp Esch zu ausführlichen Gedankengängen an.

In seinem fulminanten Buch ‹The Public Interior as Idea and Project› untersucht der englische Architekt und Theoretiker Marc Pimlott die Welt der öffentlichen Innenräume. Eine unübersichtliche Welt, die sich klassischen Kategorisierungen – etwa funktionalen oder historischen – entzieht (und vielleicht deshalb nicht die verdiente Wertschätzung erfahren hat). Stattdessen ordnet Pimlott die betrachteten Innenwelten in assoziative Kategorien: ‹Maschine›, ‹Ruine›, ‹Garten›, ‹Palast›, ‹Schuppen›, ‹Netzwerk›. Eine wissenschaftliche Betrachtung ist das nicht – stattdessen nimmt sie die Perspektive des neugierigen Architekten (oder Phänomenologen) ein, der die gebaute Welt als Jäger und Sammler auf der Suche nach Verwertbarem und Inspirierendem durchstreift. Antikes und Modernes, Sakrales und Profanes, Ewiges und Flüchtiges finden in dieser Betrachtung unter derselben Kategorie zusammen und werden vergleichbar. Wie immer im Leben gibt es gerade für die besonders anregenden Beispiele keine exklusive Zuordnung zu einer Kategorie: Der Crystal Palace oder das Centre Pompidou sind Palast, Maschine und Netzwerk zugleich. ###Media_2### Was hat das mit den von Trix und Robert Haussmann gestalteten Passagen im Zürcher Hauptbahnhof zu tun? Zweierlei: Zum einen hat mir Pimlotts Buch die Augen geöffnet über den zwittrigen Charakter öffentlicher Innenräume, deren öffentliche Widmung sie ebenso zu Aussenräumen macht wie zu Innenräumen. Wie gut den Haussmanns (zusammen mit Steigerpartner) die Suggestion von Aussenraum in dieser Unterwelt gelungen ist, wird überall dort deutlich, wo sie durch jüngere Eingriffe verlorengegangen ist. Die marmorverkleideten Wandabschnitte erhalten durch die kostbare Materialität und die Gliederung in horizontale, stark kontrastierende Streifen eine hohe ‹visibility›. Die räumliche Fassung braucht diese Präsenz, um sich ge...
«Das muss einem in einer Ladenpassage erst einmal gelingen!»

In der Hochparterre-Serie ‹Baukultur 1975–2000› regen die Passagen von Trix und Robert Haussmann im Hauptbahnhof Zürich den Architekten Philipp Esch zu ausführlichen Gedankengängen an.

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