«Das Bauen ist prädestiniert für Algorithmen»
Matthias Standfest durchleuchtet mit seinem Start-up Archilyse Gebäude auf Herz und Nieren. Vor der Digitalisierung müssen sich Architektinnen und Architekten nicht fürchten, ist er überzeugt.
Tageslicht, Ausblick, Lärm, Verkehrsanbindung, Baukosten, Hauptnutzflächen, BZO-Tauglichkeit, Mietertrag, Barrierefreiheit: All diese Faktoren und mehr berechnet das ETH Spin-off Archilyse für ein Gebäude. «Wir machen die umfassendste Bewertung, die es weltweit gibt», sagt dessen Gründer und CEO Matthias Standfest selbstbewusst. Anders als manche Konkurrenten würden die Algorithmen auch die Umgebung miteinbeziehen. Der Erfolg gibt dem gelernten Maschinenbauingenieur bisher recht. Die Firma beschäftigt zwei Jahre nach ihrer Gründung im Technopark in Zürich rund zehn Personen. Sie hat erste Verträge mit Schweizer Immobilienverwalter abgeschlossen, will aber auch im Ausland expandieren. Noch dieses Jahr soll die Software bei einem grossen Immobilienportal zum Einsatz kommen. Und langfristig sollen auch Architektinnen und Architekten das Werkzeug nutzen, um ihren Entwurf auf Herz und Nieren zu prüfen. Das Ziel: Die Qualität der Architektur in Kennzahlen übersetzen, damit auch Finanzmenschen sie verstehen.
In einer Serie beleuchtet Hochparterre, wie die Digitalisierung die Architektur beeinflusst. Architekten, Forscherinnen, Softwareentwickler, Bauunternehmer oder Interaction Designer stehen mit drei Fragen Red und Antwort.
«The trick is to always push yourself»: Martha Tsigkari arbeitet in der ‹Applied Research + Development Group› bei Foster + Partners in London. Digitale Werkzeuge werden unsere Wahrnehmung von Raum und Gebäuden verändern, erklärt sie im Video.
«Das Tool macht die Gestaltungsräume sichtbar»: Christian Iten, Product Designer im Esri R&D Center in Zürich, entwirft Arbeitstools für Architekten und Städteplanerinnen. Die Werkzeuge sollen ihnen zeigen, wo die Qualität des Entwurfs entstehen kann.
«Entdeckt die Daten»: Steffen Lemmerzahl von SLIK Architekten entwirft mit Algorithmen. Die Digitalisierung werde die Architekten wieder in die Mitte des Bauprozesses rutschen, ist er überzeugt.
«Der Architekt muss sich eingliedern»: Katharina Lehmann ist VR-Präsidentin der Lehmann Gruppe, die Freiformprojekte von England bis Korea digital fertigt. Sie rät Architekten, ihre Rolle zu überdenken und sich mit Code zu beschäftigen.
«Architektur funktioniert wie Software-Entwicklung»: Die Digitalisierung bietet dem Architekten Tools, um effizienter zu arbeiten und seinen Aufgabenbereich zu erweitern, erklärt Pascal Babey, Architekt und Mitbegründer von Archilogic, im Interview.
«Architekten wegrationalisieren»: Drei Fragen zu Architektur und Digitalsierung an Fabian Scheurer von Design-to-Production. Architekten rät er, sich mit der Digitalisierung zu beschäftigen, damit sie nicht obsolet werden.
«Die Technik alleine wird uns nicht weiter bringen»: Architekten sollen sich genau überlegen, wozu sie BIM verwenden, meint Manfred Huber, Professor und Leiter des Instituts Digitales Bauen an der FHNW.