Umrahmt von Kiefern: das Ferienhaus aus Zumthors Hand Fotos: Jack Hobhouse/Living Architecture

Zumthor mit Schafen

Peter Zumthor baute eine Villa in die märchenhafte Landschaft Südenglands. Die gute Nachricht: Ferien machen darf hier jeder.

Welches Bild! Der Guardian-Reporter reist in die bukolische Landschaft von Devon, Südengland, um das neue Haus von Peter Zumthor zu sehen. Dort findet er den Architekten, «kontemplativ an einem Holztisch posierend», im Hintergrund quäle John Dowland aus dem Soundsystem. Das Haus findet er dann aber toll.

«Zumthor plant für Alain de Botton» haben wir schon vor zehn Jahren vermeldet. Und zwar keinen privaten Landsitz, sondern eines von mittlerweile sechs Ferienhäusern in ganz England, die everybody mieten kann. De Botton schuf 2006 ‹Living Architecture› als moderne Alternative zu den alten Herrenhäusern des National Trust, die den Feriengästen zeitgenössische Architektur näherbringen sollen. Namhafte Architekten, wie John Pawson oder MVRDV machten mit. Und eben auch Zumthor. Nur brauchte der etwas länger. Vier Jahre wurden allein gebaut, bis sein ‹Secular Retreat› nun steht – zwei Jahre davon hat man allein einen passenden Steinbruch für die Bodenplatten gesucht, weiss der Guardian-Reporter, bis er in Somerset gefunden wurde. Die Wände sind gestampft – nicht aus Lehm, sondern aus Beton; nunja, manchmal wählt auch ein Zumthor die einfachere Variante.

Und die Bilder zeigen tatsächlich einen echten Zumthor. Mächtige Betonflachdächer liegen auf zwei Baukörpern, die sich von der Anhöhe aus in die weite Landschaft strecken – keine Folien und kein Kies auf den Dächern, nur Beton. Die Fassaden erinnern an die Valser Therme; ihre Öffnungen sind entweder riesig oder winzig. Stützen stemmen das Betondach über dem zentralen Wohnraum noch ein, zwei Meter höher; darunter grosse Glasflächen – eine Art Farnsworth-Haus aus Stampfbeton. Die Fotos lassen harte, aber handschmeichlerische Innenräume erahnen. Ob die Ausführung aber tatsächlich Zumthorschen Vorstellungen genügt? Um das zu beurteilen müsste man Ferien dort machen.

Das geht ab März 2019, reservieren kann man ab sofort. 375 Quadratmeter mit fünf Schlafzimmern für maximal zehn Personen und Möbeln aus Zumthors Hand, verspricht die Pressemeldung. Für drei Nächte unter der Woche zahlt man 1965 Britische Pfund, für ein vier Nächte langes Wochenende 2900. Am Ende seines Artikels fragt sich der Guardian-Reporter, ob all die «schmerzhaft kostbare» Schönheit für ländliche Kurzurlaube nicht doch etwas zu viel sei. Hallo? Sicher nicht! Für den Alltag vielleicht schon, aber Ferien sind Ferien.

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