Eher selten im SAM: eine klassische Hängung gerahmter Zeichnungen. Fotos: Philip Heckhausen

Zarte Hausfiguren

Mit ihrer Ausstellung im Schweizerischen Architektur Museum in Basel zeigen die beiden Londoner Architekten Florian Beigel und Philip Christou das Hauptanliegen ihrer figurativen Architektur: deren Beziehung zur menschlichen Gestalt.

«Wir interessieren uns zunehmend für eine behutsam figürliche und weniger abstrakte Architektur, und wir fühlen uns von dem leicht Plumpen, wie der Unbeholfenheit eines guten Freundes, die einfach menschlich ist, angezogen.»
Beiläufig formulieren Florian Beigel und Philip Christou das Hauptanliegen ihrer Architektur: deren Beziehung zur menschlichen Gestalt, ja zum Menschlichen schlechthin. Dieses humanistische Bekenntnis steht auf einem kleinen Tafel, einer Bildunterschrift zur Reproduktion des Renaissancegemäldes «Wunders von San Lio».
Überhaupt: Man sollte nicht die Texte lesen, mit denen die beiden Londoner Architekten des Architecture Research Unit (ARU) ihre Projekte beschreiben, sondern diejenigen zu ihren künstlerischen Referenzen – viel zarter sprechen sie von Weltbild und Haltung des ungleichen Paares, das seit Anfang der Achtzigerjahre miteinander lehrt, baut und lebt. Paul Klees «Blatt aus dem Städtebuch» wird in ihrer Beschreibung zu Text und Textur aus Haustypologien, ein kleines Relief Hans Josephsohns wird Vorbild für figurative Bauwerke, die miteinander ins Gespräch kommen.
So geschult liefert der Blick auf die feinen, manchmal unbeholfen wirkenden Zeichnungen Informationen, die die Fotos der ausgeführten Bauten nicht bieten können. Vieles lässt die Ausstellung offen: Warum stehen alle (dezidiert «europäischen») Gebäude, sind fast alle städtebaulichen Projekte für Korea geplant? Was haben sie mit den Häusern gemein, mit denen die einstigen Schüler der beiden Architekten momentan die Schweizer Architektur auffrischen: Caruso St John, Sergison Bates etc.? Die Titelgeschichte im Hochparterre 10/2012 zeigte diese Zusammenhänge; in der Ausstellung kommen sie nicht vor.
Anders als bei ihrer Schülergeneration ist den Arbeiten von ARU anzusehen, dass sie weitgehend im Schutzraum universitärer Feinsinnigkeit entstanden sind. Auch dazu lässt sich nur spekulieren.
Die Ausstellung ist der erste Teil von 6 «Spacial Positions», die das SAM 2013 in schneller Folge zeigt. Als «subjektive Erkundung jenseits des Trends zu einer globalen kulturellen Homogenität» sind die beiden Londoner eine Entdeckung. Eine Publikation ist geplant.

Die Ausstellung läuft nur noch bis zum 26. Juni 2013, www.sam-basel.org

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