Gret Löwensberg verknüpfte die Studentenwohnungen an der Bülachstrasse 1994 zum Projekt «Netzwerk». (Foto: Ikiwaner via Wikimedia) Fotos: PD

Wohnen und lernen

Dieses Jahr feiert die Stiftung für Studentisches Wohnen Zürich ihr 25-jähriges Jubiläum. Eine Ausstellung an der ETH Zürich zeigt, wie unterschiedlich das Wohnen neben und auf dem Campus interpretiert wurde.

Wer in Zürich eine Wohnung sucht, braucht Geld oder Beziehungen. Ein Student, der vom Land oder aus dem Ausland in die Stadt zieht, hat weder noch. Dass er oder sie trotzdem mit einem Dach über dem Kopf an ETH oder Uni studieren kann, dafür sorgt die Stiftung für Studentisches Wohnen Zürich seit 1987. Sie bietet über 1000 preiswerte Zimmer an und baut in den nächsten drei Jahren nochmals so viele. Denn der Wohnungsdruck steigt und die Zahl der Studierenden auch. Eine Ausstellung an der ETH auf dem Hönggerberg zeigt, wie unterschiedlich das studentische Wohnen interpretiert wurde. Die erste Siedlung errichtete Gret Löwensberg 1994 an der Bülachstrasse. Sie verknüpfte die Wohngemeinschaften zu einem feinmaschigen Nachbarschaftsnetz. Fast alle Wohnungen sind im Erdgeschoss zugänglich, offene und geschlossenen Höfen beleben die Gemeinschaft weiter. Die Studentensiedlung als Quartier.
Fast zehn Jahr später baute Marc Langenegger das Muster mit dem Bülachhof weiter. Bei ihm ist es aber zu klaren Zeilen vereinfacht. Breite Laubengänge vor der verglasten Fassade und grosszügige Wohn- und Essbereiche bringen Luft in die Geschosse. Nicht die Quartier-, sondern die WG-Gemeinschaft steht hier im Vordergrund. Anders die Überbauung Bächlerstrasse von Harder Haas Partner von 2011, sie ist als normale Wohnsiedlung gedacht. Als das war sie auch vorgesehen, bevor einige der Bauten in der Planung zu Studentenhäusern umgemünzt wurden. Die Grundrisse gleichen denn auch der einer herkömmlichen Wohnung, sind aber mit neun bis elf Zimmern in die Länge und Breite gestreckt.

In Affoltern realisieren Darlington Meier Architekten derzeit die Siedlung Aspholz. Mit dem öffentlichen Erdgeschoss und der gegliederten Fassade gibt sich der lange Riegel als Teil der Stadt. Die überhohe Wohnküche ist das Zentrum der Wohngemeinschaften. Hier treffen sich die Bewohner der WGs, in denen bis zu 17 Studenten hausen.
Nicht in der Stadt, sondern in der Science City auf dem Hönggerberg entsteht ab nächstem Jahr die Siedlung HWO von architektick. Aussen fügen sich die Häuser den strengen Regeln des Masterplans von Kees Christiaanse. Auch die Fassade ist strickt gegliedert. Im Inneren der Siedlung brechen die Bauten aus dem Korsett aus und schwingen organisch entlang des Hofs in der Mitte. Die runden Formen machen klar: Hier wird gewohnt, nicht gelehrt. Wie beim Bülachhof werden die Laubengänge zum Treffpunkt. Die Zimmer reihen die Architekten der Fassade entlang auf. So nutzen sie den knappen Platz maximal aus und halten die Kosten tief.
Gleich daneben läuft zurzeit der Wettbewerb für eine zweite Studentensiedlung, der im Herbst entschieden wird. Man darf gespannt sein, woran sich das Siegerprojekt orientieren wird. Beispiele aus den letzten 25 Jahren gibt es genug, vom Gebäudenetz über den Stadtbaustein bis zur Laubenganggemeinschaft. Zu hoffen bleibt, dass ein junges Team zuschlagen wird. Denn die Architekten waren auffallend jung, als sie für die Stiftung bauten. Für Gret Löwensberg war es gar der erste Wettbewerb, den sie 1988 gewann.

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