Welken im deutschen Blätterwald – Architekturzeitschriften mit neuen Chefs

Das Magazin Baumeister ist 108 Jahre alt, die Bauwelt wurde letztes Jahr 100. Erleben wir nun den Anfang vom Untergang der beiden traditionsreichsten und angesehensten Architekturblätter Deutschlands?

Das Magazin Baumeister ist 108 Jahre alt, die Bauwelt wurde letztes Jahr 100. Erleben wir nun den Untergang der beiden traditionsreichsten und angesehensten Architekturblätter Deutschlands?

Der monatlich in München erscheinende Baumeister wurde 2010 von der Deutschen Fachpresse als das Fachmedium des Jahres ausgezeichnet. Bald darauf informierte Noch-Chefredakteur Wolfgang Bachmann seine Freunde und Kollegen über seine neue Stelle als «Herausgeber». Laut pfeifend im dunklen Keller schrieb er, dabei handle es sich «weder um ein Abstellgleis, noch um eine Bedarfsumleitung, sondern um die direkte Verbindung zwischen Geschäftsführung und Projekt». Die Geschäftsführung, sprich der neue Chefradakteur, heisst Alexander Gutzmer, ist 35 und hat sich als «Editional Director» von BurdaYukom Publishing verdient gemacht, und als Chefredakteur des «Pressesprecher» und des Wirtschaftsmagazins «Think:act». Nur eins findet sich nicht in der steilen Karriere des neuen Chefstrategen: Architektur. Bachmann wird – immerhin – ­weiter seine exzellente Feder schwingen dürfen; inhaltliche Weichen, so darf man jedoch annehmen, wird er kaum mehr stellen.

Beim Berliner Wochenmagazin Bauwelt wechselt ebenfalls die Führung, wie das eMagazin von german-architects.com kürzlich meldete (hier nachzulesen). Im März wird dort der langjährige Chefredakteur Felix Zwoch gehen und ein studierter Betriebswirt und Maschinenbauer den Posten einnehmen, Boris Schade-Bünsow von Namen. Inhaltlich unterstützen und vertreten soll ihn der Bauweltler Kaye Geipel. Hier wie dort also ist der neue Kopf ein Fachfremder und der zweite Mann im Hintergrund liefert den inhaltlichen Input und strahlt nach aussen. Liegt einem die Architektur und die unabhängige Berichterstattung über dieselbe am Herzen, dann kann man sich kaum freuen über diese Entwicklung.

Was bleibt ist lautes Pfeifen im dunklen Medienkeller, so wie das Ursula Baus im genannten Beitrag macht: «Wenn die neuen "Chefredakteure" Koryphäen im Anzeigengeschäft sind, ihre Blätter mit Medienfuchstalent zu neuer wirtschaftlicher Blüte führen, dann müssen sie wenigstens jeglichen Unbill von ihren Redaktionen fernhalten.» Oder man freut sich, so wie wir Hochparterris, über unabhängiges Schalten und Walten und Schelten. Denn uns kann kein Verlag einen fachblinden Medienfuchs vor die Nase setzen!

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