«Paradebeispiel»: Areal Zwicky Süd (Architektur: Schneider Studer Primas)

Tiefer, tiefer!

Was macht das Wohnen teuer? Boden, Nachhaltigkeit, Standards. Wie kann es günstiger werden? Grosse, dichte Anlagen mit kleinen Wohnungen. Das 2. Zawonet-Podium bestätigte längst vorhandenes Wissen. Für Neueinsteiger ins Thema aber war die Diskussion ein Gewinn.


Zawonet ist weder ein Gesellschaftsspiel, noch ein Onlineversandhaus. Zawonet – oder «Verein Netzwerk zahlbar wohnen» – hat sich Anfang 2014 gegründet, um Theorie und Praxis des zahlbaren Wohnens voranzutreiben. Er tut das mit Führungen, regelmässigen Treffen und einem jährlichen Podium im Cabaret Voltaire.
Moderiert von Judit Sold diskutierten nach einem Inputreferat der Architekt Urs Primas (Areal Zwicky-Süd), der Projektentwickler Andreas Binkert (Greencity) und Markus Feer (Liegenschaften Stadt Zürich). Also: Gesetzliche Grundlagen sind da, sogar gesetzliche Verpflichtungen. Warum gibt es in Zürich trotzdem kaum bezahlbare Wohnungen?

Die Antwort kam kollektiv: teurer Boden, teure Nachhaltigkeit, hohe Standards. Alle drei schaffen es bei ihren Paradebeispielen gerade mal auf eine 4,5-Zimmer-Miete von knapp unter 2000 Franken zu kommen. Was kann man also tun? Wieder unisono: grosse Areale bebauen, dicht bauen, kleine Wohnungen bauen. Auch eine kürzere Planungszeit durch weniger (oder weniger streng ausgelegte) gesetzliche Auflagen mahnte Binkert an. Und Primas: «Anfangs wollen Investoren immer ganz billig bauen, aber dann kommt doch wieder die kontrollierte Lüftung, und Standard und Kosten wachsen.» Die Stadt reduziere den Standard bei ihren Wohnungen wieder, so Feer: kleinere Wohnungen und weniger Bäder.

Den Rest des Abends sprach man noch über Parkplätze und Ästhetik, über Leerstand und Kostenmiete auch bei Investoren. Am Schluss stand eine Liste von dem, was Not tut: neue Ideen, Mut, Ausprobieren, Erfahrungen austauschen, Vernetzen, Fachleute zusammenbringen. Also genau das, was Zawonet vorhat. Na, so ein Zufall!
Für Neueinsteiger ins Thema oder als wohlige Bestätigung des längst vorhandenen Wissens war der Abend ein Gewinn. Um aber wirklich etwas zu zünden, sollten an einem Podium etwas diversere Meinungen aufeinandertreffen. Aber vielleicht passierte das ja beim geselligen Teil des Abends…

close

Kommentare

Esther W. 02.12.2015 08:17
Im genossenschaftlichen Wohnungsbau kamen billige Mietzinse nie durch Billigbauen und Dumpinglöhne auf der Baustelle zustande. Günstig wurden die Grundstücke und Bauten über Jahrzehnte, in denen sie der Spekulation entzogen waren. Und weil das Prinzip der Kostenmiete angewandt wurde. Diese Prinzipien scheinen etliche der heutigen Genossenschaften und Planer vergessen oder verdrängt zu haben, lieber propagiert man modischere neoliberale Konzepte - als ob man auf kleinen Grundstücken mit anständigen Bauarbeiterlöhnen nicht genossenschaftlich bauen könnte!
Klaus 27.11.2015 18:04
Wer von den Totalunternehmern auf den 'grossen dichten Arealen' Innovationen erwartet, liegt völlig falsch. Und ist, mit Verlaub, naiv. Die grossen Immobilienunternehmen dienen schliesslich ihren Aktionären, da muss Rendite geschaffen werden. Die zukünftigen Bewohner dieser Siedlungen sind da von minderer Wichtigkeit, und vor allem zur Erfüllung der Renditeziele wichtig.
Kommentar schreiben