Valerio Olgiati darf die 300 Meter lange Flucht der Corderie auf dem Arsenale abschliessen. Mit weissen Pappröhren.

Sentimental und selbstbewusst

Die Architekturbiennale 2018 ist eröffnet. Anders als die beiden letzten lässt sie sich nicht auf einen Begriff bringen. Die diesjährigen Highlights zwischen Giardini und Arsenale.

Die Jury hat Humor: Zur Eröffnung der Architekturbiennale 2018 ging der Goldene Löwe für den besten Länderbeitrag an das Team des Schweizer Pavillons, vier ETH-Assistenten Anfang Dreissig. Den Silbernen Löwen für «vielversprechende junge Teilnehmer» bekam ein 50jähriger ETH-Professor, Jan de Vylder, mit seinen Büropartnern. Jung? Alt? Gut? Schlecht? Das Schubladisieren war früher einfacher zwischen Giardini und Arsenale. Vor zwei Jahren versammelte Alejandro Aravena viele sozial bewegte Architekten, denen man auch mal weniger perfekte Präsentationen verzieh. Vor vier Jahren überrollte uns Rem Koolhaas’ mit Fakten, Fakten, Fakten und einer düsteren Perspektive auf die Zukunft der Architektur. Und diesmal? Fenster auf! Yvonne Farrell und Shelley McNamara seien strenge Kuratorinnen gewesen, erfährt man von Architekten, die sie um Ausstellungsbeiträge gebeten haben. Sie hatten vier scharfe Augen darauf, dass sich in ihrer Hauptausstellung niemand szenografisch einigelte. ‚Freespace’ wählten die Irinnen als Motto – eine Worthülse, deren dankbare Offenheit an ältere Biennalen erinnert, von ‹Common Ground› bis ‹People meet in Architecture›. In ‹Freespace› geht alles rein. Umso mehr sind die Besucher dieses Jahr gefordert hinzusehen. Und zwar nicht nur auf die Unmengen von Modellen, Installationen, Plänen, Videos, sondern auch auf den Raum drumherum. Den haben die Kuratorinnen nämlich wortwörtlich befreit: In der 300 Meter langen Cordierie scheint die Sonne durch sonst geschlossene Fenster, und in der rümpeligsten Ecke des Hauptpavillons auf den Giardini, der durch zahlreiche Umbauten entstellt und labyrinthisiert ist, steht man plötzlich vor einem Fenster. Durch zwei kreisrunde, sich überschneidende Rahmen geht der Blick hinaus auf Kanal und Garten. Carlo Scarpa hatte das Fenster einst eingebaut, dass dann jahrzehntelang hinter Gipskarton verborgen...
Sentimental und selbstbewusst

Die Architekturbiennale 2018 ist eröffnet. Anders als die beiden letzten lässt sie sich nicht auf einen Begriff bringen. Die diesjährigen Highlights zwischen Giardini und Arsenale.

E-Mail angeben und weiterlesen:

Geben Sie uns Ihre E-Mail-Adresse und wir geben Ihnen unseren Inhalt! Wir möchten Ihnen gerne Zugriff gewähren, obwohl dieser Beitrag Teil unseres Abos ist.