Das Haus an der Berner Bahnstrasse wird gemischt genutzt: Vierzig Kreative arbeiten hier, und es wird auch gewohnt. Fotos: Marco Frauchiger

Ruppiges Märchen

Der Umbau von Holzhausen Zweifel Architekten im Berner Holligen-Quartier trifft einen Nerv. Er ist direkt und pragmatisch, charaktervoll und wertschätzend gegenüber dem Vorhandenen.

Es waren einmal zwei Freunde, ein Künstler und ein Architekt. Mit zwanzig träumten sie von einem Haus zum gemeinsamen Wohnen und Arbeiten. Einige Versuche und zwanzig Jahre später steht ihr Traum im Berner Westen. Es ist ein umgebauter Industriebau der ruppigen Art. Erst seine Lage macht die Mischnutzung möglich: Hart am Gleisfeld füllt das Haus die Parzelle in der Dienstleistungszone fast aus. Der Architekt Hannes Zweifel und der Künstler Zimoun kauften das Haus mithilfe eines Verwandten und zügelten ihre letzten Bürogemeinschaften gleich mit dorthin. Nun hausen darin vierzig Kreative, und diejenigen, die dort wohnen möchten, müssen auch zu mindestens fünfzig Prozent dort arbeiten. Das Gebäude sind eigentlich zwei: eines von 1941, ein anderes von 1991. In allen Geschossen waren sie miteinander verbunden, tragende Innenwände fehlten. Ein Mineralölhändler liess sie einst bauen und hinterliess ein wild gewuchertes Konglomerat aus Tanks und Abfüllerei, Labor und Lager, zuletzt als Brocki genutzt. Mit grossen und kleinen Fenstern, gemauert oder von Stahlträgern getragen, darüber ein hölzernes Dachgeschoss oder ein Flachdach. Um die Kosten klein zu halten, planten die Architekten viel, um so wenig wie möglich umzubauen. Trittschall? Egal. Die Betonböden sind abgeschliffen und versiegelt. Brandschutz und Stahl? Die alte Sprinkleranlage tuts doch noch. Solarkollektoren ergänzen die vorhandene Gasheizung, gebrauchte Türen baute man andernorts wieder ein, in die neue Trennwand setzte man alte Fenstergläser. Statt zerfressenem Styropor dämmt wo nötig Glaswolle oder Zellstoff. Sanitär und Elektro sind ebenso neu wie die Fenster, die helfen, Wärmeverlust und Lärm zu reduzieren. Der Umbau im Berner Holligen-Quartier trifft einen Nerv. Er ist direkt und pragmatisch, charaktervoll und wertschätzend gegenüber dem Vorhandenen. Die Architekten machten aus dem hässlichen E...
Ruppiges Märchen

Der Umbau von Holzhausen Zweifel Architekten im Berner Holligen-Quartier trifft einen Nerv. Er ist direkt und pragmatisch, charaktervoll und wertschätzend gegenüber dem Vorhandenen.

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