Frank Geiser in seiner Wohnung in einem Berner Alterszentrum, die er vor Kurzem mit seiner Frau bezogen hat. Fotos: Urs Walder

Provokation und Eigenständigkeit

Im Rückspiegel erzählt Frank Geiser (87), wie er mit seinen ersten Bauten in Bern für Aufregung sorgte. Geprägt von der HfG Ulm, schuf der Architekt Solitäre aus Glas und Stahl. Aufgezeichnet von Axel Simon.

Vor drei Jahren hörte der neu gegründete Verein Architektur Archive Bern von meinem grossen Archiv und fragte mich, ob ich es ihnen überlassen würde. Mit der Unterstützung von BSA-Kollegen habe ich alles aufgearbeitet und dabei mein Leben resümiert. Ich war ein Einzelkind. Meine Eltern waren Anhänger der Mazdaznan-Bewegung – wie Johannes Itten. Meine Mutter war Itten-Schülerin; bei uns kam kein Fleisch auf den Tisch. Mein Vater hat in Bern das erste Reformhaus mitgegründet. Zur Architektur hat mich mein Onkel gebracht, Charles Geiser. Er arbeitete zwei Jahre lang bei Le Corbusier in Paris. Zurück in Bern, machte er sich selbständig, später war er in der Bauabteilung der PTT tätig. Als Schüler habe ich bei ihm oft Architekturbücher angeschaut, und irgendwann wusste ich: Ich werde Architekt! Zuerst absolvierte ich eine Lehre als Hochbauzeichner, und erst als die Begeisterung da war, studierte ich. Ich hatte von der Hochschule für Gestaltung (HfG) in Ulm gehört, die in der Tradition des Bauhauses stand. Ich bewarb mich und wurde angenommen. Nach meinem Grundstudium kam es dort zum berühmten Streit der Professoren. HfG-Mitgründer Max Bill vertrat eine künstlerische Ausrichtung, die jüngere Generation war stärker wissenschaftlich orientiert. Später kam der Architekt Konrad Wachsmann – ein Glücksfall für mich. Städtebau war mir wichtig, darum ging ich für ein Semester an die Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen. Damals baute man überall Satellitenstädte ohne Bezüge zur alten Stadt. Mich hat die Idee der inneren Verdichtung überzeugt. Später in Bern organisierten wir gemeinsam mit dem BSA Vorträge über Städtebau. Bei Paul Hofer und Bernhard Hoesli war der Saal bumsvoll; zu Fritz Haller kam fast niemand, obwohl Haller bekannter war. Sein Tabula-rasa-Prinzip interessierte die Leute nicht. Korrekt, aber kompromisslos Ich war das jüngste BS...
Provokation und Eigenständigkeit

Im Rückspiegel erzählt Frank Geiser (87), wie er mit seinen ersten Bauten in Bern für Aufregung sorgte. Geprägt von der HfG Ulm, schuf der Architekt Solitäre aus Glas und Stahl. Aufgezeichnet von Axel Simon.

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