Auf die Spitze getrieben: Mit einem ABC an der Wand lernen die Ausstellungsbesucher, wie man Mitbestimmung buchstabiert. Fotos: Simon Schels und weitere

Oh Schreck – Partizipation!

‹Keine Angst vor Partizipation!› wünscht sich eine Ausstellung im Münchner Architekturmuseum. Architekten spendet sie Mut zu neuen Wegen, Bauherren informiert und inspiriert sie.

Die Erscheinung von Andres Lepik kann leicht täuschen. Der Mann in Anzug, Krawatte und smarter Hornbrille sagt Sätze wie: «Diese ständige Planung von oben ist man doch satt.» Seit drei Jahren leitet er das Architekturmuseum der TU München. Und seit drei Jahren zeigt dieses Museum in der Pinakothek der Moderne keine Hardcore-Architekturausstellungen mehr, sondern solche, die ‹Afritecture› oder ‹Architecture of Peace› heissen. Lepik spricht gern von einem ‹social turn› in der Architektur. Seit Mitte März läuft die Ausstellung ‹Keine Angst vor Partizipation!›. «Wir hinterfragen die Rolle des Architekten», sagt der Museumsdirektor. So wie beim Kaffee oder Fleisch sei es mehr und mehr auch beim Wohnen: «Die Leute wollen wissen, wo ihre Architektur herkommt.» Vor uns staffeln sich zwölf hohe Holzwände die Saalflucht hinunter. Darin nur je ein Bildschirm, auf dem ruhige Filme laufen: ein Frauenchor singt, eine Gruppe kocht, Kinder klettern. Auf der Rückseite der Stellwände dann die chaotische Realität von Partizipation: eine bunte Mischung aus Fotos, Plänen und Modellen, Filminterviews und Schemata zeigt eine der zwölf Wohnanlagen und den Prozess dahin. Man liest von Workshops und Arbeitskreisen. Von der Kuratorin Hilde Strobl zusammengestellte Steckbriefe liefern geballte Fakten. An der Wand leuchtet ein Partizipations-ABC, davor eine Art Gebrauchsanweisung: Was muss ich tun, wenn ich einen gemeinschaftlichen Planungs- und Wohnprozess starten möchte? Die Aussteller wollen Laien wie Profis gleichermassen erreichen, Didaktik ist für sie kein Schimpfwort sondern Handwerk. Eine Reihe von Begleitveranstaltungen vertieft das Thema. Die Ausstellung macht nationale Unterschiede deutlich: Die Schweizer Projekte (Kraftwerk, Mehr als Wohnen und Kalkbreite) wecken Neid, weil sie auf Zürcher Baurechtland stehen. Deutsche Genossenschaftsprojekte müssen für den Bode...
Oh Schreck – Partizipation!

‹Keine Angst vor Partizipation!› wünscht sich eine Ausstellung im Münchner Architekturmuseum. Architekten spendet sie Mut zu neuen Wegen, Bauherren informiert und inspiriert sie.

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