Natürlich gewachsen

Der Architekt Marcel Baumgartner hat die Schulanlage Röhrliberg in Cham saniert. Dass sie noch immer den Geist der 1970er-Jahre verströmt, war zunächst nicht geplant.

Fotos: Roland Bernath

Der Architekt Marcel Baumgartner hat die Schulanlage Röhrliberg in Cham saniert. Dass sie noch immer den Geist der 1970er-Jahre verströmt, war zunächst nicht geplant.

Schulhäuser sind Erinnerungsorte. Es gibt nur wenige Räume, die das Leben eines Kindes so stark prägen wie die Schule. Die Materialien und Farben, die Stimmungen und Gerüche setzen sich ein Leben lang in unserem Gehirn fest. Schulhäuser sind oft das Ergebnis eines Wettbewerbs. Sie widerspiegeln den aktuellen Stand der pädagogischen Konzepte, die Strömungen der Architektur und ebenso das Selbstverständnis einer Gemeinde. Die Schulanlage Röhrliberg in Cham zeigt das exemplarisch. 1968 gewann Architekt Josef Stöckli den Wettbewerb für die Oberstufenschulanlage. Im Geist der Zeit gestaltete er ein campusartiges Ensemble: Auf dem Hügelrücken fassen ein Klassentrakt, ein Gebäude mit Aula und Singsaal sowie zwei Turnhallen einen grossen Pausenhof. 1975 wurde die Anlage eröffnet. Drei Jahre später folgte, in einiger Entfernung und in die Landschaft ausgreifend, das Hallenbad. Der Grosszügigkeit des Äusseren steht im Innern die effiziente Nutzung des Raums gegenüber. Stöckli plante das Schulhaus in einer Zeit, als der strenge Frontalunterricht vielfältigeren Unterrichtsformen Platz machte. Dafür ordnete der Architekt jeweils zwei Klassenzimmern einen dritten, ähnlich grossen Raum zu, als Garderobe und Arbeitsraum zugleich. Mit geschossübergreifenden räumlichen Erlebnissen ging Stöckli sparsam um: Er konzipierte raffinierte Grundrisse und verband sie mit knappen Treppenhäusern. Der Wechsel von eng und weit und die unterschiedlichen Ausblicke schufen dennoch eine spannungsvolle Raumfolge. Ursprünglich dachte Stöckli daran, die Schulanlage aus Betonfertigteilen zu erstellen. Die Skepsis der Gemeinde bewog ihn aber, auf das klassische Maurerhandwerk umzuschwenken: Er liess die Aussenwände in einem 38 Zentimeter dicken Blockverband aus Backsteinen aufmauern. Der charakteristische Wechsel von Binder- und Läuferschicht erzeugt ein facettenreiches Fassadenbild. Aus Beton ...

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