Mit Geisteswitz und Ironie

Walter Angonese prägt mit seinen Bauten das Gesicht Südtirols. Seit zwölf Jahren ist er Professor in Mendrisio. Höchste Zeit, den Architekten kennenzulernen.

Fotos: Jaromir Kreilinger

Walter Angonese prägt mit seinen Bauten das Gesicht Südtirols. Seit zwölf Jahren ist er Professor in Mendrisio. Höchste Zeit, den Architekten kennenzulernen.

Mit Daunenjacke und altem Eastpak-Rucksack steht Walter Angonese am Bahnhof. Bozen ist der erste Zwischenhalt auf seiner wöchentlichen Reise ins Tessin. Es folgen Verona, Milano und Chiasso. Mindestens fünfeinhalb Stunden dauert die Anfahrt mit dem ÖV. Die Reise zum Nabel der Welt stellen wir uns anders vor. Für den Südtiroler Architekten aber bildet die Accademia di architettura in Mendrisio den Zugang zur internationalen Architektur. Während er in seinem Wohn- und Arbeitsort Kaltern kaum Kontakte zur lokalen Szene pflegt, schätzt er den Austausch mit Professorenkollegen und Studierenden im Tessin: «Das internationale Umfeld und die Diskussionskultur an der Accademia haben meine Fähigkeit zur Selbstkritik geschärft.» Dort lehre er nicht bloss, sondern er lerne auch selbst jeden Tag dazu. Das mag der Grund dafür sein, weshalb er die umständliche Reise auch nach zwölf Jahren engagierter Lehre noch gerne auf sich nimmt. Verantwortung lehren Schlammfarben und riesig steht das Modell im Zeichensaal. Es zeigt die sardische Stadt Cagliari vom peripheren Hügel mit historischen Felsengräbern über das römische Amphitheater bis zum Hafen. Zwölf Diplomierende lauschen, wenn Angonese spricht – mit deutschem Akzent, aber in unmissverständlichem Italienisch: «Ich bin gemein, aber das ist meine Aufgabe hier.» Wer sein Studio wählt, weiss, dass kein einfaches Semester bevorsteht. Das mindert die Popularität des Professors nicht. Dieser zerlegt gerade das viel zu gross geratene Styropormodell eines Studenten in Einzelteile. «Eine der weltweit wichtigsten archäologischen Stätten kann man nicht einfach mit einem Gebäude zertrennen.» Er fordert die angehenden Architekten dazu auf, präzise zu recherchieren und mit dem Vorhandenen zu arbeiten. Sie müssten Verantwortung gegenüber der gebauten Umwelt übernehmen, «eine humane Dimension» finden. ###Media_9### ###Media_10##...

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