«Eleganz ist verblüffende Einfachheit.» Der 65-jährige Hansjürg Leibundgut auf dem Dach seines Hauses. Fotos: Annick Ramp

«Man nannte mich Phantast»

Hansjürg Leibundgut, Professor für Gebäudetechnik, verlässt die ETH. Er spricht über sein System ‹2Sol›, den Sinn von Technologie und die Zukunft der Menschheit.

Das Gespräch mit Hansjürg Leibundgut fand unter widrigen Bedingungen statt. Am Tag darauf begann die Behandlung seines Hirntumors. Ob er fünf Wochen später, am 16. April, seine Abschiedsvorlesung im Audimax der ETH Zürich halten würde, wusste er nicht. Notfalls, so Leibundgut, hielte sie ein Schauspieler. Während des Gesprächs in seinem Haus ‹B35› an der Zürcher Bolleystrasse stand er immer wieder auf, holte hier die Arbeit eines Doktoranden, druckte dort eine Liste aus, zeigte ein Foto oder den neusten Pumpenkopf. Er sprach von E-Mails, die er am Tag zuvor Journalisten geschickt hatte, und von Briefen an Politiker. Er sprach von kürzlich angemeldeten Patenten und von Menschen, die vor drei oder vier Jahrzehnten sein Leben geprägt hatten. Immer wieder stockte die Stimme des Ingenieurs. Neben dem Tisch bildeten die Instrumente seiner Jazzband einen Kreis, darunter auch sein E-Kontrabass. Im Regal standen Bücher von Karl Marx und Thomas Piketty neben Digitalschaltern und Erdsonden.Seit vier Jahren leben Sie im Neubau ‹B35›, in Ihrem eigenen Labor. Haben Sie das jemals bereut?Hansjürg Leibundgut: Ich nicht. Aber meine Familie. Es gab immer Diskussionen wegen meiner Versuche. Kaum waren wir eingezogen, habe ich angefangen umzubauen.Welche Probleme tauchten auf?Hauptsächlich Steuerungsprobleme. Und die Misapor-Fassade blüht aus, weil sie zu dünn ist, nur neun Zentimeter. Nichts Kritisches, aber es sieht nicht schön aus.Was sind Ihre Erkenntnisse der vier Jahre?Das System ist stabil und gutmütig. Alle Mieter fühlen sich wohl, obwohl wir ständig etwas verändert haben. Ich habe ungefähr 300 Kilogramm Pumpen und Material ausgebaut. Neu ist nun jede Etage eine Steuereinheit, vorher gab es nur eine gesamte. Wir haben neue Programme geschrieben und testen sie seit Dezember.Als das ‹B35› stand, sagten Sie, dessen Technologien seien in fünf Jahren zu konkurrenzfähig...
«Man nannte mich Phantast»

Hansjürg Leibundgut, Professor für Gebäudetechnik, verlässt die ETH. Er spricht über sein System ‹2Sol›, den Sinn von Technologie und die Zukunft der Menschheit.

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