«Einkaufen im Nirgendwo»: Istvan Baloghs Bild zum gleichnamigen Artikel in Hochparterres November-Ausgabe. Fotos: Istvan Balogh

Mall was Neues

Letzten November diskutierte Hochparterres Städtebaustammtisch die frisch eröffnete Mall in Ebikon. Auf dem Podium sassen der Centerleiter sowie der Präsident der Luzerner City-Vereinigung – nun gibt es Neuigkeiten von beiden Seiten.


Vergangenen November diskutierte Hochparterres Städtebaustammtisch die frisch eröffnete ‹Mall of Switzerland›. Auf dem Podium sassen zum einen Centerleiter Jan Wengeler, sowie André Bachmann, Präsident der Luzerner City-Vereinigung. Das erwartete Duell zwischen den beiden blieb damals aus. «Wir machen schlussendlich das Gleiche», gab sich Bachmann friedfertig und strich die Vorteile der organisch gewachsenen Stadt gegenüber der künstlichen Welt der ‹Mall› heraus. «Keiner nimmt sich was weg», meinte Wengeler gelassen. 

Nun gibt es Neuigkeiten von beiden Seiten: Die Betreiber der Mall of Switzerland planen bereits eine Umnutzung, berichtete gestern die «SonntagsZeitung» – obwohl das Einkaufszentrum erst vor acht Monaten eröffnete. Wie die Recherchen zeigen, sind die Umsätze des 65'000 Quadratmeter grossen Shoppingcenters nicht mal ansatzweise dort, wo man sie erwartet hatte. «Wenn wir den Jahresumsatz mit den aktuellen Zahlen hochrechnen, erzielen wir nicht mal ein Viertel der Einnahmen, die wir budgetiert haben», sagt ein hochrangiger Vertreter eines der grösseren Filialgeschäfte. Es laufe «katastrophal», sagt er kurz und bündig. Ein anderer, kleinerer Mieter, sagt: «Am Anfang lief es besser, aber jetzt haben die Frequenzen abgenommen. Ich bin froh, dass ich nicht nur von der Mall abhängig bin, sondern auch online verkaufe.» Die Betreiber meldeten nach sechs Monaten zwei Millionen Besucher. Damit hinkte die Mall trotz des positiven Eröffnungseffekts bereits dem Jahresziel von fünf Millionen Gästen hinterher. Der Druck ist inzwischen so gross, dass sich nun eine Projektgruppe mit der Frage beschäftigt, wie die 3000 Quadratmeter im Attikageschoss, die noch zur Hälfte unvermietet sind, künftig genutzt werden können – dabei sind nun auch Vermietungsmöglichkeiten ausserhalb des Detailhandels ein Thema.


Fast zeitgleich meldete die «LZ» am Samstag aus der Luzerner Altstadt: «Leere Lokale und Mieterwechsel häufen sich.» Trotz hoher Passantenfrequenz und begehrten Top-Lagen sei in der Luzerner Altstadt momentan einiges im Umbruch – sogar Grosshändler H&M, der letzten November eine neue Filiale in der Mall of Switzerland eröffnet und 2015 eine im Bahnhof Luzern eröffnete, verlässt den Standort an der Kapellgasse. Der Wegzug von H&M ist kein Einzelfall: Mehr als 20 Ladenlokale in der Altstadt haben in den letzten Monaten einen Mieterwechsel hinter, respektive vor sich – oder stehen leer, zeigt eine Fotostrecke entlang den Hauptachsen eindrücklich. Unabhängig davon kommentierte Matthias Daum in der «Zeit» von letzter Woche: «Ohne H&M» stirbt die Stadt». Und meint abschliessend: «Auch in der Schweiz wird man sich früher oder später ans Surren der Transportdrohnen gewöhnen müssen.»

Wir sind gespannt, wie es mit dem Detailhandel in Luzern und der ganzen Schweiz weitergeht. Sobald das neue Konzept der Mall steht, machen wir uns auf nach Ebikon, um genauer hinzuschauen. Kleine Notiz am Rand: Das deutlich kleinere Emmen-Center westlich von Luzern verzeichnet seit der der Eröffnung der riesigen Konkurrenz-Mall mehr Besucher als je zuvor.

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