Mike Guyer zählte an seinem Vortrag am 23. europäischen Lichtkongress 20 Arten des Lichts auf.

Licht in Davos

Rund 700 Lichtspezialisten haben sich drei Tage lang in Davos ausgetauscht. Im Fokus des 23. Europäischen Lichtkongresses standen Themen wie Smart City, Human Centric Lighting oder Licht und Architektur.

Licht ist ein einfaches Wort aus fünf Buchstaben, die Zugänge zum Thema sind allerdings vielfältig und komplex. Sie gehen von physikalisch, zu biologisch oder technisch bis hin zu gestalterisch. Diese ganze Bandbreite machte der 23. Europäische Lichtkongress «Licht 2018» sicht- und erlebbar, den die Schweizer Licht Gesellschaft (SLG) vom 9. bis 12. September in Davos veranstaltete. Das dichte Programm bot rund 100 Vorträge, meistens vier parallel, aus der Praxis und Forschung etwa zur Steuerung von LED-Technik, zum Umgang mit Tageslicht, zur intelligenten Strassenbeleuchtung, zu nicht-visuellen Lichtwirkungen, zu Planung von der Umrüstung auf LED, zu optischen Messverfahren oder zur Blendung im Strassenverkehr. In der Vortragsreihe «Licht & Architektur», welche die SLG dieses Jahr zum ersten Mal durchführte, stand die Zusammenarbeit zwischen Lichtplaner und Architekten und das szenografische Licht im Mittelpunkt. Hier fädelte etwa Mike Guyer, Gigon / Guyer Architekten, sorgfältig 20 Lichtarten in eigenen und anderen Bauten auseinander, etwa strukturiertes, diffuses, rhythmisiertes oder auch glänzenden Licht. Andreas Schulz von Licht Kunst Licht stellte zusammen mit Michael Roth von Diener & Diener Architekten die Lichtlösungen im gläsernen Bürogebäude Swiss Re Next vor. Beide betonten die Wichtigkeit von Mustern im Massstab 1:1 und den Baus von Prototypen. Denn oft waren die gezeigten Lichtlösungen nicht ab Stange, sondern mussten erst entwickelt, getestet und gestaltet werden. Auch eine gut funktionierende Steuerung der immer komplexer werdenden Lichtlösungen sei oft ein eigenes Projekt, das gut auch mal ein Jahr in Anspruch nehmen könne, bis es funktioniere, so Schulz. Sympathisch und konstruktiv war die Offenheit vieler Referenten: Christopher Bauder von Whitevoid in Berlin etwa teilte mit dem Publikum all die Extrarunden und Fehleinschätzungen, die das Projekt «Lichtgrenze» durchlief, das der Szenograf für das Jubiläum des Berliner Mauerfalls entwickelte. Oder der junge Ingenieur Raphael Lafargue vom Büro Transsolar. Er erklärte, dass sie am 1:33-Teilmodell der Kuppel des Louvre Abu Dhabi den projektspezifischen «Lichtregen» eben nicht verlässlich testen und sichtbar machen konnten – weil Staubpartikel nicht skalierbar seien. Diese Offenheit und das Interesse am anderen, die über die gesamten Kongresstage bei Teilnehmer und Referenten zu spüren waren, machten die Veranstaltung zu einer lebhaften und spannenden Plattform der es dank des breiten Themenmixes tatsächlich gelang, Architekten, Innenarchitekten und Szenographen mit Licht- und Elektroplanern, Lichtforscher und Leuchtenherstellern zusammenzubringen.

Im Rahmen des Europäischen Lichtkongresses in Davos unterzeichneten auch zwölf Organisationen, Verbände und Unternehmen der Lichtbranche eine Vereinbarung zur Reduktion des für die Beleuchtung aufgewendeten Stromes. Mit dem Abkommen erpflichten sie sich, bis 2025 den Anteil der Beleuchtung am Gesamtelektrizitätsverbrauch in der Schweiz von heute 12 Prozent auf 6 Prozent zu halbieren.

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