Getting the measure of Baukultur – aber wie? Ausschnitt aus dem Konferenz-Flyer.

Lässt sich Baukultur messen?

Bald lädt das Bundesamt für Kultur zu einer internationalen Konferenz nach Genf – ihr Thema: Die Baukultur. 30 Vortragende und zahlreiche Debatten werden ergründen, ob und mit welchen Methoden sie messbar sei.

«Wir verpflichten uns, spätestens in 10 Jahren wieder zusammenzukommen, um die Fortschritte zur Realisierung einer hohen Baukultur in Europa zu evaluieren und zu diskutieren.» So lautet der 23. und letzte Abschnitt der Erklärung von Davos, unterzeichnet im Januar 2018 von den europäischen Kulturministerinnen und Kulturministern. Bundesrat Alain Berset und das Bundesamt für Kultur waren federführend hinter dieser Absichtserklärung für – mehr? Eine gute? Eine hohe? – Baukultur.

Sollen 2028 Resultate vorliegen, gilt es jetzt die Kriterien dafür zu definieren. Einen Stapel eigener Hausaufgaben hat das Bundesamt für Kultur bereits gemacht und dieses Jahr die «Strategie Baukultur» in eine informelle Anhörung geschickt. Auch Hochparterre liess sich vernehmen, nachzulesen in der Septemberausgabe.

Der zweite Schritt ist die internationale Tagung «Getting the measure of Baukultur» kommenden Montag und Dienstag, 4. und 5. November 2019, in Genf. Wie definiert man Qualität? Warum strebt man sie an? Was könnte eine «hohe Baukultur» sein? Ist das Messen von Kultur anmassend – und wie könnte man sie denn quantifizieren und bemessen? Diese Fragen stehen am Montag im Zentrum, zu hören sind unter anderem die Psychologie-Professoren Chris Younes und Gabriele Oettingen, tätig an der École spéciale d’architecture in Paris und an der Universität von New York, der Soziologe Steffen Mau von der Berliner Humboldt-Universität oder Colin Ellard, Professor für Neurowissenschaften an der kanadischen Universtät von Waterloo.

Was trägt die Raum- und Stadtplanung zum Wert eines Ortes bei? Und wie kann dann eine gute, vielleicht sogar «hohe» Baukultur» erreicht, beibehalten und gemessen werden? Am Dienstag sprechen dazu Matthew Carmona, Professor für Raum- und Stadtplanung am University College in London, Natalie Mossin, Direktorin des Instituts für Architektur und Technik an der Royal Danish Academy of Fine Arts, Veronika Valk-Siska vom Kulturministerium Estlands sowie Bernhard Furer, ehemaliger Denkmalpfleger Berns und tätig für Icomos in Paris. An beiden Tagen finden zudem Workshops statt zu den Themen «Streetscapes», «Workscapes», «Systematising quality» und «Constructing identities» mit weitere Expertinnen: Etwa mit der Londoner Architektin Sevil Peach, dem Autor Stephen Turban («The impact of the ‘open’ workspace on human collaboration»), der ruandischen Designerin Kelly Doran, Matthias Kohler, Professor für Architektur und Digitale Fabrikation oder Alanus von Radecki, der am Fraunhofer Institut in Stuttgart das Team «Urban Governance Innovation» leitet.

Die Referierenden werden die Frage des Wie und Wieviel an Baukultur also von allen Seiten ausleuchten, und wer als Architektin, als Planer, in der Verwaltung oder in einem Unternehmen für Baukultur zuständig ist oder sich zumindest zuständig fühlt, kann sich an den beiden Tagen in Genf eine Menge Inspiration holen. Die Anmeldung zur Tagung im schönen Pavillon Sicli ist noch wenige Tage möglich.

 

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