Die inneren Werte zählen: Visualisierung des Bürogebäudes, das die ETH am Hönggerberg in Zürich errichtet. (Bild: mml Architekten) Fotos: PD

Labor aus Laubholz

Die ETH Zürich baut auf dem Hönggerberg ein Bürohaus, an dem sie neuartige Bauteile aus Laubholz testet, darunter eine Holz-Beton-Verbunddecke und eine vorgespannte Rahmenkonstruktion. Im Mai 2015 wird das «House of Natural Resources» eröffnet.

Die ETH Zürich baut auf dem Hönggerberg ein Bürohaus, an dem sie Bauteile aus Schweizer Laubholz testet. Im Gebäude, das im Mai 2015 eröffnet wird, arbeiten Wissenschaftler der Versuchsanstalt Wasserbau, Hydrologie und Glaziologie. Das «House of Natural Resources», so der offizielle Name, ist aber gleichzeitig als Labor für nachhaltiges Bauen gedacht. Sechs ETH-Professoren realisieren ihre Forschungsprojekte direkt am Bau, darunter eine «Weltneuheit», so die ETH: Die Geschosse sind mit Holz-Beton-Verbunddecken mit Buchenholz aus Schweizer Wäldern konstruiert. Eine vier Zentimeter dicke Furnierplatte dient als Schalung für die 16 Zentimeter dicke Betonschicht und ist gleichzeitig Armierung. «Dadurch entsteht eine Verbunddecke, die ähnlich gute Trageigenschaften hat wie Stahlbetondecken», schreibt die ETH.

Auch die Rahmenkonstruktion ist laut der Hochschule einzigartig. Die Stützen bestehen aus Esche, die Träger sind aus Esche und Fichte zusammengesetzt, die Knoten dank dem Laubholz besonders steif. Zudem sind alle Träger mit einem Kabel vorgespannt, das im Holz verläuft. Dadurch sind sie besonders verformbar und erdbebensicher. «Diese neuartige Konstruktion kann gut vorgefertigt und schnell aufgebaut werden», sagt Andrea Frangi, Professor für Holzbau an der ETH. Er hat die Bauteile im Rahmen eines KTI-Projektes entwickelt und testet sie nun erstmals an einem Gebäude. Sensoren überwachen die Konstruktion und zeigen, wie gut sie sich über die Jahre bewähren.

Weitere Forschungsprojekte sind derzeit in Planung. So sollen Holzmodule die Solarelemente ausrichten, eine adaptive Solarfassade zusätzlich Strom produzieren und eine besonders witterungsbeständige und stabile Holzfassade getestet werden. Die ETH legt beim Projekt besonderen Wert auf Laubholz, da dessen Anteil im Schweizer Wald als Folge der Klimaerwärmung zunimmt. «In der Schweiz wird jedoch noch immer der Grossteil des geernteten Laubholzes nur energetisch verwendet», erklärt Andrea Frangi im Zukunfsblog der ETH. «In neuen Holzprodukten aus Laubholz steckt daher ein beträchtliches Potenzial, die Wertschöpfung des Schweizer Waldes und die Wettbewerbsfähigkeit von Holz zu erhöhen.»

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