Kunsthauspolemik
Der Abstimmungskampf um das neue Kunsthaus in Zürich wird lauter: Der Heimatschutz stempelt das Projekt als «Elefant im Porzellanladen» ab, andere sprechen von einem «städtebaulichen Sündenfall».
Am 25. November stimmt Zürich über die Erweiterung des Kunsthauses von David Chipperfield ab. Lange war es ruhig, nun aber wettert es aus verschiedenen Ecken gegen das neue Haus. Die Aktion Open Pfauen verteilen Flyer, die gegen das Projekt schimpfen. Der Neubau sei «falsch platziert», das Trottoir vor dem Eingang «viel zu eng» und das Projekt «ein städtebaulicher Sündenfall». Die Gruppe ist zwar nicht generell gegen den Entwurf, will ihn aber nach hinten verschieben, um aus dem Vorplatz eine «sonnige Piazza» zu schaffen.
Auch der Stadtzürcher Heimatschutz schiesst gegen den Neubau. Er bezeichnet ihn als «Mogelpackung», da es sich nicht um eine Erweiterung, sondern um einen völlig autonomen Bau handle. Städtebaulich ist der Heimatschutz ebenfalls nicht überzeugt: «Das Projekt gebärdet sich wie ein Elefant im Porzellanladen.» Es sei zu gross, zu wenig gegliedert und erdrücke die Umgebung. Zudem unterbreche das Gebäude die Blickachse zur Kantonsschule, der offene Grünraum werde geopfert für «einen Bau mit Primadonnen-Allüren». Der Heimatschutz wünscht sich stattdessen einen grosszügigen Skulpturenpark und schlägt vor, Kantonsschule, Wolfbachschulhaus und die Turnhallen für das Kunsthaus zu nutzen. An der Medienkonferenz des Aktionskomitees «Kunsthaus – so nicht» am Mittwoch tönte es ähnlich, berichtet die «NZZ». Das Projekt sei städtebaulich fragwürdig und übersteige die finanziellen Möglichkeiten der Stadt, so die Gegner.
Das von SP bis FDP breit abgestützte Ja-Komitee lässt die Kritik nicht gelten. «Der Erweiterungsbau fügt sich als markantes Gebäude harmonisch in die bestehende städtebauliche Struktur ein», heisst es in der Medienmitteilung. Zusammen mit dem Garten der Kunst erweise der Neubau den architektonisch wertvollen Nachbarn die Reverenz. Die Gegner würden «tief in die Mottenkiste martialischer Polemik» greifen und sich mit aller Kraft gegen die bauliche Weiterentwicklung der Stadt stemmen, so das Ja-Komitee. Als «vollends bizarr» bezeichnet es die Alternativen der Kritiker, die Sammlung auf umliegende Gebäude zu verteilen oder das Kunsthaus in die Peripherie zu verlagern. Am 25. November hat das Stadtzürcher Stimmvolk das letzte Wort. Wer noch unschlüssig ist, kann sich in der Ausstellung zum Neubau im Kunsthaus informieren.