Adam Caruso und Hans Kollhoff Fotos: Palle Petersen

Kollhoff: «Ich bin kein Klassizist»

Auf dem Lehrcanapé der ETH Zürich interviewte Adam Caruso seinen Vorgänger Hans Kollhoff. Ein Gespräch über Geschichte, Klassizismus und Handwerk.

Das Lehrcanapé ist in zweierlei Hinsichten kein Sofa: Einerseits ist es eine diesen Sommer von der Professur Philip Ursprung initiierte Lehrveranstaltung an der ETH Zürich. Sprachlich kokettiert diese natürlich mit dem berühmten Lehrcanapé von Lucius Burkhardt und auch hier geht es um mehr Eigeninitiative der Studentenschaft und einen geweiteten Blick auf die Dinge. Andererseits gibt es den Lehrcanapé-Modus ‹Nimm Platz!›, bei dem ein Gast eingeladen wird, der wiederum einen Gast einlädt. Beide nehmen dann jedoch auf einzelnen Sesseln und nicht auf einem echten Canapé Platz.

Mangels eines konkreten Gesprächsthemas wurde die Mogelpackung des zudem offenbar ungemütlichen Canapé denn auch erstmal von Hans Kollhoff ausgiebig diskutiert, der gestern Nachmittag von seinem Nachfolgeprofessor Adam Caruso interviewt werden sollte. Nach einem ausführlichen Votum von Caruso wider die Architektur als Mode und Konsumgut, prophezeihte Kollhoff eine langweilige Debatte, da er komplett einverstanden sei. Ganz so langweilig wurde es dann trotzdem nicht, auch wenn bezüglich dem Niedergang der Handwerksqualität oder der zunehmenden Macht des Bildes doch eher Allgemeinplätze ausgetauscht wurden.

Adam Caruso wusste jedoch Interessantes zu erzählen: von der Malerei Monets, dem Beginn der Moderne, dem fraglichen Wert von Neuigkeit an sich und darüber, dass Künstler klüger als Architekten seien. Auch stellte er die richtige Frage. Für ihn als Kunsthistoriker und Architekt sei Geschichte fraglos der grosse Inspirationspool, mit dem es ernsthaft umzugehen gelte. Dabei sei die Gothik ebenso interessant wie das Vernakuläre, Industrie- oder Alltagsarchitektur. Wieso nun, fragte Caruso, beschränkt sich Kollhoff auf die Klassik der Griechen und Römer? Leider blieb die Antwort aus und Kollhoff entwand sich. Es gehe ihm darum, ‹gute Dinge besser zu machen›. Auf der Suche nach Vollendung adaptiere er nicht bloss Stile, er führe die lange Tradition der graduellen Verbesserungen im schwierigen Umfeld der heutigen Bauwirtschaft fort. Er arbeite also in der klassischen Tradition, sei aber kein Klassizist. Adam Caruso grinste, die Studenten lachten.

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Kommentare

hans fischer 03.12.2011 18:39
Hans Kollhoff Deine 25 Jahre, man wird Dich in bester Erinnerung behalten ! Danke und geniesse die nächsten 25 so, wie Du es willst. Hans Fischer
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