Der Schweizer Bauingenieur Jürg Conzett ist in Stuttgart mit dem 7. Fritz-Leonhardt-Preis ausgezeichnet worden. Dieser wird von der Ingenieurkammer Baden-Württemberg und dem Verband beratender Ingenieure an herausragende Ingenieurpersönlichkeiten vergeben, in deren Werk sich Form, Funktion und Ästhetik vereinen. Mein Beitrag fasst die Laudatio von Stephan Engelsmann, dem Präsidenten der Ingenieurkammer Baden-Württemberg, zusammen. Sieben Brücken - ausgewählte Aspekte in Conzetts Werk Conzett (1956) versteht es in hervorragender Weise, Ingenieurbauwerke, insbesondere Brücken, in ihre Umgebung zu integrieren. Ein gutes Beispiel ist sein bescheidener Steg über eine schmale Schlucht beim Pilzfelsen am Brückenweg Trutg dil Flem oberhalb von Flims. Der SIA hat dieses Vorhaben 2013 mit seinem Preis «Umsicht» ausgezeichnet. Ein Steg, der an Einfachheit kaum zu übertreffen ist. Mit einem kleinen Kunstgriff, nämlich der übergangslosen Verbindung des Steges mit den beidseitig angeordneten Zubringertreppen, schafft es Conzett, diesen Steg vollkommen selbstverständlich in der Landschaft zu verankern. Eine landschaftsarchitektonisch gelungene Setzung. Sie unterstreicht die These, dass es eine der vornehmsten, gleichzeitig schwierigsten Aufgaben des Ingenieurs ist, ein Brückenbauwerk in die Umgebung einzufügen. Ist es gelungen, so kann man zu Recht sagen: die einzige adäquate Gegenleistung für verbaute Natur ist Kultur. Jürg Conzett löst diesen Anspruch ein. Überlagerung von Konstruktionsprinzipien, Eleganz und Filigranität Ein Steg über den tiefen Einschnitt des Traversiner Tobels, Teil der Via Mala. ca. 48 m Spannweite, die Situation ist für Baumaschinen nicht zugänglich. Abgeleitet aus diesen Entwurfsvorgaben erfolgt die Konzeption einer komplett vorgefertigten, leichten Fachwerkbrücke, deren Einzelteile mit einem Hubschrauber eingeflogen werden konnten. Ergebnis der e...