Stimmen Sie ab: Ja zur Konzernverantwortungs-Initiative.

Ja zur Konzernverantwortung

Übernächstes Wochenende wird über die Konzernverantwortungs-Initiative abgestimmt. Es braucht ein klares Ja – auch von Architekten, Planerinnen und Designern.

«Kein Architekt fragt, woher das Alu im Fensterrahmen kommt», titelte Hochparterre im Januar über einem Streitgespräch zur Konzernverantwortungs-Initiative siehe Hochparterre 1–2/20. Diese will verbindliche Regeln festlegen, damit Schweizer Unternehmen und ihre Tochterfirmen weltweit Menschenrechte und Umweltstandards respektieren und auch dafür haften. Es dauerte, nun aber kommt es am nächsten Wochenende zur Abstimmung. Jetzt braucht es ein klares Ja – auch von Architekten, Planerinnen und Designern.

Drei Argumente dafür
Ein Ja zur Initiative ist aus drei Gründen nötig. Erstens: Die Initiative fordert körperliche Integrität, angemessene Mittel zum Leben und Schutz vor Umweltschäden – drei fundamentale Menschenrechte. Sie gelten in der Schweiz. Wer in Vietnam Kinderarbeit für günstige T-Shirts duldet oder wer in Peru Landstriche für Rohstoffe zerstört, muss dafür geradestehen. Zweitens: Egoistisch handeln darf keinen Vorteil schaffen. Viele Unternehmen halten sich an die Regeln. Doch einige Konzerne ignorieren Umweltstandards und Menschenrechte für ihren Profit. Das ist zu unterbinden. Drittens: Freiwillig reicht nicht. In der globalisierten Welt hat der Nationalstaat nicht mehr dieselbe Reichweite wie früher, insbesondere das Rechtssystem genügt nicht, um falsches Handeln der Konzerne ahnden zu können. Heute kann eine Zürcher Firma zu fragwürdigen Bedingungen in Bangladesch problemlos Kleider konfektionieren lassen, wie es nach hiesigen Arbeits- und Umweltschutzgesetzen unmöglich wäre. Corporate Social Responsibility als freiwilliges Konzept ist wünschenswert, reicht aber nicht aus. Es braucht Gesetze, die verantwortungsvollem Handeln Reichweite verschaffen. Wer mit «Verrechtlichung» und «unnötiger Bürokratie» dagegen argumentiert, redet und handelt schlecht. Denn er stellt die Gewinnmaximierung über Mensch und Umwelt. Wer «Nachteil für den Standort» sagt, schützt die Konzerne, die den Wertehaushalt und das Geschäftsmodell einer solidarischen, weltoffenen Schweiz beschädigen.

Fundamental für Architektinnen und Designer
Nun kann man fragen: Gut, aber was geht dieser Diskurs Hochparterre an, die Zeitschrift für Architektinnen, Planer und Designerinnen? Die Konzernverantwortungs-Initiative betrifft deren Werte, ihr Handeln und ihr Geschäftsmodell fundamental. Gerade das Leben mit dem Virus zeigt, wie die Welt über Wissenstausch und Lieferketten bis ins hinterste Atelier im Tösstal oder im Seeland reicht. Die Architektin ordert aus Produktepaletten, die nur dank weltweiten Netzen derart üppig sind. Der Designer findet in Fabriken Können, das es hier schon längst nicht mehr gibt. ‹Alles lokal› ist lobenswert. Doch eine offene Welt hat den Geist und die materiellen und technischen Möglichkeiten der Entwerferinnen unserer Generation bereichert. Wollen wir das erhalten, müssen wir – und unsere Auftraggeberinnen und ihre Kunden – Preise zahlen, wie sie vor der eigenen Haustüre Sitte und Brauch sind. Das ist nicht nur moralisch richtig, das ist weitsichtig, denn nur eine einigermassen stabile Welt sichert Entdeckungs- und Spielräume.

Schön, günstig und gut
Um zu messen, wie viel Energie Gebäude im Bau und im Betrieb verbrauchen, und dann eine gute Wahl treffen zu können, gibt es Labels. Für ökologische und soziale Aspekte sind aber auch die Herkunft und die Lieferwege der Materialien wichtig: Kommt der verbaute Stein aus einem fragwürdigen Steinbruch in Indien? Sind die verwendeten Farben chemisch unbedenklich? Wurden die Arbeiter in Thailands Bauxit-Gruben so bezahlt, dass sie davon leben können? Das Ja zur Konzernverantwortungs-Initiative bringt ein Label, das sagt: «Ein Material, nicht nur schön und günstig für den eigenen Entwurf – ein Material, auch gut für die Welt.»

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