Das Pestalozzi-Prunkzimmer ist besonders kompliziert gebaut. Jörg Mageners Team nimmt es vorsichtig auseinander. Fotos: Roman Keller
In Zusammenarbeit mit dem Landesmuseum Zürich

Historische Zimmer als Herzstück

Für die Sanierung des Westflügels des Landesmuseums Zürich wurden die teils 500 Jahre alten Stuben ausgebaut, restauriert und wieder eingebaut. Ein Text aus dem neuen Themenheft ‹Spuren der Zeit›.

«Elf getäfelte Stuben, wertvolle Decken und Vorräume gibt es im Landesmuseum Zürich», erklärt Gaby Petrak. Die Konservatorin-Restauratorin hat das Projekt geleitet, bei dem alle Historischen Zimmer aus dem Westflügel ausgebaut, im Sammlungszentrum in Affoltern am Albis restauriert und am alten Ort wieder eingebaut wurden. Der Ausbau wurde nötig, damit die Gebäudehülle saniert werden konnte. Ein vergleichbares Projekt kenne sie nicht, sagt Petrak, darum wurde der Prozess mit einem Pilotprojekt getestet: «2005 demontierten wir ein Historisches Zimmer, zwei Jahre später bauten wir erstmals einige Decken aus. So lernten wir, welche Problemen auf uns zukommen.» Mit diesem Wissen wurde die WTO-Ausschreibung aufgesetzt, für die Petrak den Anforderungskatalog formulierte, den restauratorisch korrekten Umgang mit den Räumen definierte und den Aufwand einschätzte. Vier Restaurierungsteams erhielten den Zuschlag – drei aus der Schweiz, eines aus Berlin.

Im Sammlungszentrum in Affoltern am Albis wurden Teile wie etwa diese neu angefertigte Rosette des Pestalozzi-Zimmers vergoldet.

Gelöste Rahmenteile und Holzverbindungen wurden neu verleimt und wo nötig verstärkt.

Als Erstes mussten die Teile grob vom Staub gereinigt werden.


Die Historischen Zimmer bilden das Herzstück des Westflügels – ideologisch und architektonisch. Der Architekt Gustav Gull hatte in seinem Entwurf Ende des 19. Jahrhunderts sechs Stuben mit eingeplant, die das Museum bereits angekauft hatte. Historische Zimmer zu zeigen, war zu dieser Zeit der letzte Schrei. Alpine und voralpine Holzausstattungen, die seit dem Spätmittelalter von Wohlstand, handwerklichem Können, Holz- und Hölzerreichtum kündeten, wurden teuer gehandelt und fanden den Weg in die Museen – bis nach Berlin oder New York. Sie dienten als Vorbild für das Kunstgewerbe und als Ansporn, mit gut gestalteten Produkten im internationalen Handelswettstreit mitzuhalten. Zugleich lieferten die Zimmer die passende Szenografie für die Sammlungsstücke.
 

Bei der Äbtissin zu Gast

Die historischen Räume führen bis heute auch kulturelle Herkunft vor – etwa mit der gotischen Flachschnitzerei, die vor allem im Alpenraum zu finden ist. Besonders schön ist sie in den drei Äbtissinnen-Zimmern des Fraumünsters Zürich zu sehen. Diese Stuben wurden denn auch als Pluspunkte in der Bewerbung angeführt, mit der sich Zürich 1890 als Standort für das Landesmuseum empfohlen hatte. Als die Klosteranlagen den städtischen Verwaltungsgebäuden weichen mussten, konnten die Stuben gesichert werden. Gustav Gull zeichnete sie in seinem Entwurf mit ein.

Stück für Stück wurden die Historischen Zimmer ausgebaut. Für die Äbtissinnen-Zimmer des Fraumünsterklosters waren die Berliner Lars Geissler und Knut Lewandrowski zuständig.

Die adlige Äbtissin Katharina von Zimmern liess mit den Flachschnitzereien ihren Amts- und Wohnkomplex schmücken, der ab 1506 erbaut wurde. Die Bildgeschichten auf den Wandfeldern aus Tannenholz vertrieben den Wartenden im Vorzimmer mit moralischen Hinweisen die Zeit. In der Privatstube überraschen weltliche Motive elegant gekleideter Damen oder von Liebespaaren. Für die Restaurierung der Stuben war das Team um Lars Geissler und Knut Lewandrowski zuständig. Im Atelier in Berlin-Weissensee wussten sie bis ins kleinste Detail, was sie Hunderte Kilometer weiter südlich erwartete. Das Bundesamt für Bauten und Logistik hatte sämtliche Räume und Decken photogrammetrisch aufnehmen lassen und stellte diese Daten allen vier Teams zur Verfügung. «Wir konnten bis aufs kleinste Astloch heranzoomen!», so Lars Geissler. «Damit bereiteten wir eine Kartierung vor, was uns vor Ort viel Zeit einsparte.» Mit den hochaufgelösten, entzerrten und massstabgetreuen Aufnahmen wurden am Computer Tausende, auch kleinste Teile vermasst, nummeriert, katalogisiert. Die Dokumentation garantierte auch, dass beim Einbau jedes Element wieder seinen angestammten Platz erhielt.
 

Überraschende Entdeckungen

Die Realität hielt trotzdem Überraschungen bereit. Vor 120 Jahren, kurz nach dem Einbau ins Museum, hatte es im grossen Fraumünsterzimmer gebrannt. Jetzt zeigte sich vor Ort, wie delikat die beschädigten Stellen waren. Die verrussten Teile der geschnitzten Balkenköpfe waren damals lediglich mit einer deckenden Farbe übermalt worden. Nun musste ein sieben Meter langer und 150 Kilogramm schwerer Eichenbalken von vier Personen vorsichtig demontiert werden. «An der geschwächten Stelle konnten wir ihn nicht anfassen, ohne sie einzudrücken. Also setzten wir in der Mitte an – trotz des ungünstigen Hebels», erinnert sich Geissler.

Hinter den Paneelen mit gotischer Flachschnitzerei wird die sanierungsbedürftige Konstruktion sichtbar.

In der Wandvertäfelung gab es keine Brandspuren – ein Hinweis darauf, dass Teile davon nach dem Feuer ausgetauscht worden waren. «Diese Elemente stammten nicht aus dem 16. Jahrhundert, sondern wurden beim Einbau ins Museum angefertigt.» Die zeitliche Zuordnung in der Kartierung zeigt, dass höchstens zehn Prozent der Türen, Friese mit den gefassten Flachschnitzereien und der Deckenbalken in diesem Raum original sind. Die gefassten Stellen wurden mit Tensiden und Wasser gereinigt und was fehlte mit reversiblen Retuschen optisch angepasst. «Das gehört zum ABC des Restaurators», sagt Geissler. Die Fassungen auf den verbrannten Stellen waren abgeplatzt und wurden speziell behandelt: «Wir injizierten grossflächig ein Holzfestigungsmittel unter die Fassung, um die russige Schicht zu festigen. Anschliessend wurde sie mit einer Gouache ausretuschiert. So etwas geht über die reine Konservierung hinaus.»

Was die Teams sorgfältig in eigens hergestellten Kisten verpackt und akkurat nummeriert hatten, wurde in den Innenhof verbracht, mittels Baukran über das Museumsgebäude gehoben und abtransportiert. «Ohne jeden Schaden», ist Gaby Petrak hochzufrieden. Die in Einzelteile zerlegten Ausstattungen wurden in einen neu errichteten Pavillon im Innenhof des Sammlungszentrums in Affoltern am Albis gebracht. «Wir stellten 900 Quadratmeter Lagerflächen und 300 Quadratmeter Werkstätten zur Verfügung», schildert sie. Bezogen wurde er ab Sommer 2017. Das verkürzte die Transportwege, und alle profitierten vom engen Austausch – zwischen den Restaurierungsteams, aber auch mit den Expertinnen vor Ort. «Wir mussten nur über den Hof gehen und konnten uns direkt absprechen», sagt Petrak.
 

Die multifunktionale Stube

Die meisten Zimmer wurden ohne originale Ausstattung ins Museum eingebaut. Nicht so die Stube mit integriertem Bett und Buffet, einem Kachelofen und Glasgemälden aus dem Schlösschen Wiggen. Das Zimmer stammt aus dem Ende des 16. Jahrhunderts, als sich der Bauherr Johann Schlapprizi auf seinem Gut ein Lustschlösschen bauen liess. Die handgehobelte, gotisch getäferte Stube enthalte am meisten originale Substanz, hiess es in der verfügbaren Literatur. Michael Kaufmann, der das Zimmer mit seinem Team restaurierte, relativiert. Er entdeckte beim Ausbau gekürzte und ergänzte Partien. «Hinter dem Buffet kam eine frische Rückwand hervor, und wir fanden Spuren von maschineller Holzbearbeitung, wie sie erst ab Mitte des 19. Jahrhunderts eingesetzt wurde.» Kaufmanns Team demontierte den Boden, der um das Bett und das Buffet verlegt worden war. «Die Konstruktion gab uns vor, was wir zuerst aus dem Verbund lösen mussten.»

Die Stube mit integriertem Bett und Buffet, einem Kachelofen und Glasgemälden aus dem Schlösschen Wiggen wurde von Michael Kaufmann und seinem Team restauriert.

Das Buffet besteht aus einem Waschschrank mit Zinnbecken und einem Schauschrank aus edlen Einlegehölzern. Im Rest der Stube dominiert Tannenholz. Profilleisten strukturieren die einfach gehaltenen Flächen. Das Zimmer besticht weniger durch Schmuck als durch die Kompaktheit der verschiedenen Funktionen. «Die Arbeit ist sauber gemacht. Es war aber nicht gerade ein Ebenist am Werk – eher ein guter Bauschreiner», meint Kaufmann.

Alle Teile der multifunktional genutzten Stube Wiggen fanden wieder ihren Platz.

Nach der Demontage reinigte das Team die Teile und behob kleine, beim Ausbau entstandene Schäden. Die Restaurierungsarbeiten bewegten sich im üblichen Rahmen, doch der Wiedereinbau erwies sich als kompliziert. Michael Kaufmann musste auf geringe Massveränderungen reagieren, die trotz präziser Planung durch die Sanierung der Gebäudehülle entstanden waren. Dabei war untersagt, was den Schreinern 1896 noch möglich war: Statt Originalsubstanz wegzuschneiden, versteckte er die notwendigen Anpassungen, etwa im Innenleben der Fensterbänke oder in der Unterkonstruktion der Decke. Die Vorgabe lautete, dass so wenig wie möglich an der Unterkonstruktion verändert werden durfte. «Denn auch sie wird bereits als Original behandelt », erklärt Gaby Petrak, die alle paar Tage auf der Baustelle war: «Natürlich war das nicht in allen Fällen ohne Anpassungen möglich. Diese haben wir situativ besprochen und das Vorgehen definiert.»
 

Das dreidimensionale Puzzle

Besonders kompliziert im Aufbau ist das Renaissance-Prunkzimmer aus dem Palazzo Pestalozzi Castelvetro. Es stammt als Einziges nicht aus der Schweiz, sondern aus dem italienischen Chiavenna. Das auf 1585 datierte Zimmer zeigt den damals typischen Aufbau einer Architekturfassade: Sockel, Hauptzone mit Säulen oder Pilastern mit Gebälk und einem Attikaaufsatz. Zwei Prunkportale und eine Tür gliedern die Fassade. Das eine Portal ist mit einem intarsierten Bild der Susanna im Bade geschmückt siehe Umschlagfoto und führte ursprünglich ins Schlafzimmer des Bauherrn und seiner Gattin. Eine stark kassettierte Decke schliesst den Raum nach oben ab. Das Parkett wurde beim Einbau neu aus Fichtenbohlen und Nussbaumfriesen erstellt. Hier wird deutlich, wie knifflig ein solches Raumpuzzle zu knacken ist. Restaurator Jörg Magener hat die Konstruktion mit seinen sechs Mitarbeitenden intensiv analysiert und sich in die Denkweise der damaligen Handwerker hineinversetzt. Als Erstes hatten sie die Decke eingebaut, darauf folgten die Wandverkleidungen. «Um ein solches Gefüge zu demontieren, muss man den Anfang finden», erklärt Magener: «Man beginnt mit den zuletzt eingefügten Teilen, dann wird der Ausbau logisch.» Auf Pläne konnte er sich, wie alle anderen Teams, nicht verlassen. Umso mehr half dem Restaurator das Wissen um die historischen Konstruktionen: «Die aufwendigen Verzinkungen waren ursprünglich verleimt. Beim ersten Ausbau der Zimmer hatte man sie einfach abgesägt und nagelte sie beim Einbau ins Museum 1896 schnell wieder zusammen.» Für den erneuten Ausbau musste Mageners Team Hunderte nicht originale Nägel absägen oder herausziehen, die Ausbrüche restaurieren und beim Wiedereinbau durch Schrauben ersetzen.

Das Pestalozzi-Prunkzimmer ist besonders kompliziert gebaut. Jörg Mageners Team nimmt es vorsichtig auseinander.

Täuschendes Rechteck

Der Raumeindruck im wieder eingebauten Prunkzimmer ist gewaltig. Doch wer meint, in einem rechtwinkligen Raum zu stehen, täuscht sich. Der Grundriss folgt einem Parallelogramm, eingebaut in einem rechtwinkligen Raum. Dadurch entstehen an den kurzen Seiten zwei Zwickel. Der eine enthält einen Wandschrank, hinter dem anderen entstand eine zuvor als Putzraum genutzte Nische. Hier haben neu die Steigleitungen und die Beleuchtungselektronik für das gesamte Stockwerk ihren Platz gefunden. «Die spitzen Winkel haben den Ein- und Ausbau nicht gerade erleichtert», sagt Restaurator Jörg Magener.

Hinter der Wandverkleidung des Pestalozzi-Zimmers liegt der Verteilkasten für die Elektrik des ganzen Geschosses.

Für die von den Architekten Christ & Gantenbein entworfenen Deckenleuchter brauchte es eine neue Aufhängung. Die von oben geführten Leitungen waren wesentlich dicker als die Löcher für die Drähte aus der Bauzeit. Entsprechend wurde eine Aufhängung entwickelt, die Magener vorab in der Unterkonstruktion integrieren konnte. Weil dadurch aber dickere Bohrungen durch die historische Decke notwendig wurden, entschloss man sich, die mittig platzierte Rosette einzulagern und eine Replik herzustellen. Die Grundformen hat der Restaurator auf der Drechselbank gedreht, anschliessend originalgetreu geschnitzt, gefasst, blattvergoldet und wieder eingebaut – für ungeübte Augen sieht die Replik genau gleich aus wie das Original. Während der Arbeit fanden sich viele Spuren der Baugeschichte des Landesmuseums. So kam unter dem Buffet im Pestalozzi-Zimmer eine mit Bleistift gemachte Notiz zum Vorschein. Sie zeigte, wann das Möbel eingebaut wurde: 9. Februar 1897. Und wer es angefertigt hatte: Schreinermeister Hartmann aus Chur.

Das restaurierte Pestalozzi-Zimmer zeigt sich im perfekten Glanz.

Bauschutt und Zementstaub hinter der edlen Wand

Im Jahr 1660 leistete sich Heinrich Lochmann, Oberst in französischen Diensten, einen barocken Festsaal von über 90 Quadratmetern. Er erweiterte damit sein prächtiges Haus ‹Zum langen Stadelhof› in Zürich. Die Seitenwände aus dunklem Nussbaum schliessen mit einem Fries aus 54 schwarz gerahmten Porträts von Staatsmännern und Mitgliedern der französischen Königsfamilie ab. An der Decke ziehen Szenen aus der griechischen Mythologie die Aufmerksamkeit auf sich, mittendrin das Familienwappen. Die Deckengemälde erwiesen sich als Knacknuss, erzählt Rolf Michel. Im Team mit Philipp Räber und der Gemälderestauratorin Aline Jahn war er für den Lochmannsaal zuständig. «Der Zustand war unklar, es gab kaum Informationen über die Eingriffe an den Tafeln.» Entsprechend vorsichtig gingen sie zugange. Zuerst lösten sie die Blenden und Zierleisten. Dann demontierten sie die Verankerungen der rund 2,5 auf 1,8 Meter grossen Tafeln und stellten sie auf einen Hebelift. Kleine Tyvek-Kissen stützten die Gemälde und glichen die unterschiedlichen Niveaus aus. «In situ verpackten wir sie in vorgefertigte Rahmenelemente und versteiften sie. So gesichert hoben wir sie von den Kissen und transportierten sie nach Affoltern.» Das Täfer war mit alten Nägeln und Keilen auf eine Holzkonstruktion montiert. «Ein Raum im Raum, gefertigt aus sägerohen Bohlen, die an die Wand montiert waren», erinnert sich Rolf Michel. Dazwischen fanden sie viel Bauschutt, und Zementstaub rieselte von der mit Beton ausgespritzten Kappendecke auf die Gemälde. Hinter dem Täfer kamen eine Holzleiter und ein Lösch­wasserkessel aus Leder zum Vorschein: «Er stand in einer Nische, zu der es einst einen Zugang gab.»

Im Lochmannsaal montiert das Team von Räber / Michel die restaurierten Gemälde an die Decke.

Der Blick hinter die Ausstattung bot auch einen Blick zurück in die Bauzeit des Landesmuseums. Gustav Gull hatte offenbar Entscheidungen unter hohem Zeitdruck getroffen. Ursprünglich geplante Enfiladen schloss er kurzfristig mit zusätzlichen Mauern. Die Innenmauer auf der Eingangsseite des Lochmannsaals gehörte auch dazu. Rolf Michel erklärt die Bauweise: «Aus Zement und Bachkiesel wurden kleine Steinblöcke gefertigt, die offenbar nicht gemörtelt, sondern einfach zwischen Holzständern aufgeschichtet wurden. Ein späterer Eingriff hatte die Mauer zusätzlich so geschwächt, dass man sie beinahe von Hand hätte umstossen können.»

«In den Porträts steckt viel Arbeit», stellt die Restauratorin Aline Jahn fest. 1936 wurden sie retuschiert und mit einem Überzug versehen. In den 1960er-Jahren doublierte man die Gemälde auf ein Polyestergewebe, ein heute kaum mehr verwendetes Verfahren, das auf Wärme, Druck und einer Harzwachsmasse basiert. «Die Temperaturen waren sehr hoch, sodass die Malschicht Blasen geworfen hat und die Farbe verpresst wurde.» Auf Streiflichtaufnahmen aus der Zeit sehe man, dass die Malschicht stark krakeliert war. Aline Jahn hat diesen Eingriff nicht rückgängig gemacht, sondern die Deformationen nivelliert, lockere Malschichten konsolidiert und Fehlstellen geschlossen. «Ausserdem habe ich mit Retuschen die Malschicht farblich der Umgebung angepasst.» Solche Eingriffe, die nicht auf die Rekonstruktion eines Originalzustands abzielen, sind für sie alltäglich. Und was hält sie vom malerischen Niveau? «Einige Porträts sind von sehr hoher Qualität, bei anderen bekomme ich das Gruseln», lacht Aline Jahn. Allerdings liessen die Überarbeitungen kaum ein fundiertes Urteil zu. Trotzdem ist ihr der Lochmannsaal ans Herz gewachsen. Gerne erinnert sie sich an das Porträt eines Herrn mit einem besonders verschmitzten Ausdruck.
 

Wieder eingebaut

Im Sommer 2019 waren bis auf die Walliser Stube alle Historischen Zimmer wieder eingebaut: Kein Puzzleteil ging verloren, die Oberflächen wirken gepflegt und sind ins beste Licht gerückt. Hört man sich bei den Unternehmen um, erfährt man Lob für die umsichtige Projekt- und Bauleitung. Gaby Petrak ist stolz und glücklich, dass alles reibungslos klappte. «Ein Quäntchen Glück ist sicher auch dabei, dass nichts danebenging», sagt sie. Befördert wurde dieses Glück allerdings durch die enge Begleitung bei der Ausschreibung und die klare Kommunikation, welcher Standard erwartet wird. Beim Aus- und Wiedereinbau liess das Museum auch Zuschreibungen und Datierungen überprüfen: «Wir sahen genauer, welche Teile beim Einbau in den 1890er-Jahren ergänzt wurden, und erfuhren von den Signaturen, wer die Teile eingebaut hatte», sagt Petrak. All dies ist nun in den Dokumentationen festgehalten, die von den Restauratorenteams geliefert werden. Damit das gewonnene Wissen für künftige Eingriffe und die Forschung verfügbar bleibt.

Auch die Stromkabel für die Beleuchtung werden, wie hier im Seidenhof-Zimmer, hinter den historischen Ausstattungen untergebracht.

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