Glashaus mit Betonturm: loftiges Wohnen in Winterthur. Fotos: Roger Frei

Hedonistenvoliere

Auf kleiner Fläche stapeln Wild Bär Heule Architekten in Winterthur vier Wohnungen hinter einer Haut aus verzinktem Stahl und Glas. Der Turm ist eine leidenschaftliche Antwort auf die Frage, ob Wohnen nicht auch anders geht.

Verdichtung und günstige Wohnungen, darum gehe es heute, sagt Ivar Heule. Der Beitrag von ihm und seinen Büropartnern Thomas Wild und Sabine Bär ragt vor ihm auf, vier Geschosse hoch. Das Haus wirkt wie ein Turm, denn die Grundfläche ist klein. Vier Wohnungen stapeln sich hinter der Haut aus verzinktem Stahl und Glas; sie sind nur je siebzig Quadratmeter klein. Aus dem schmalen Betonsockel wächst das offene Treppenhaus; mit messerscharfen Einschnitten könnte es auch das Werk eines Bildhauers sein. Der Turm ersetzt ein Baumeisterhaus an der Rückseite schlichter Zeilenbauten in Winterthur, ein Ort wie viele andere. Nah vor der Zeile wuchs er auf beengter Parzelle in die Höhe. Auf jeder Längsseite kragt das Volumen über den Sockel. Im Innern erweitern die beiden Erker den fliessenden Raum der Wohnungen. Ohne sie gäbe es weder Platz für das Bett noch für den Schreibtisch. Der Raum windet sich rund um ein Einbaumöbel, das mit stark gemasertem, grünlich geöltem Holz verkleidet ist. In diesem Kern findet alles Platz: Garderobe und Küchenzeile, Schränke und sogar ein Mini-Cheminée. Auch das Bad liegt an diesem Kern, der dort seinen Beton zeigt. Holz und Beton, Stahl und Glas bilden den einen, loftigen Raum – und die Weite jenseits des Glases, zumindest auf drei der Seiten. Leben wie im Hotel, denkt man. «Zügeln mit Handgepäck», sagt der Architekt. Wenn die vielen Schiebetüren der Fassade offen stehen, schützt raumhoher Maschendraht die Bewohner und ihre Katzen vor dem Hinausfallen und macht die Wohnung zur Loggia. Die Glühbirne im Bad leuchtet sichtbar hinter Glas auf dem geschliffenen Beton – Lowtech, hochästhetisch. Die Räume inszenieren das einfache Leben. Mit Suffizienz hat das aber wenig zu tun. Den Lift im Treppenturm braucht es nicht nur für alte Bewohner, sondern vor allem für die urbanen Hedonisten, die mit Proseccoflasche zur Dachterrasse hochgleite...
Hedonistenvoliere

Auf kleiner Fläche stapeln Wild Bär Heule Architekten in Winterthur vier Wohnungen hinter einer Haut aus verzinktem Stahl und Glas. Der Turm ist eine leidenschaftliche Antwort auf die Frage, ob Wohnen nicht auch anders geht.

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