Haus mit Frisur

Der Neubau der ‹Fischerstube› am Zürichsee ist nicht bloss Kulisse, wie manche schreiben, sondern echtes Handwerk. Ebenso die Restaurantkuppel des Saals darunter. Leider stiehlt sie dem See die Schau.

Fotos: Damaris Betancourt

Der Neubau der ‹Fischerstube› am Zürichsee ist nicht bloss Kulisse, wie manche schreiben, sondern echtes Handwerk. Ebenso die Restaurantkuppel des Saals darunter. Leider stiehlt sie dem See die Schau.

Stadt-Land-Graben? Gab es schon 1939, damals hiess er See. An der Landesausstellung präsentierte sich die städtische, industrielle Schweiz in weissen, leichten Bauten entlang des linken Ufers. Gegenüber, am Zürichhorn, hatte sich die ländliche Schweiz ein Dorf gebaut, mit Torkel und Trachtenhof, Fachwerk und Viehschau. Das «Volk» liebte diesen Teil der Landi – die Architekturprofis hassten ihn. In den 1950er-Jahren sah Alfred Roth im Landi-Dörfli die Wurzel einer «immer noch blühenden Heimatstilmode», in den 70er-Jahren kämpften Architekten wie Jacques Blumer gegen eine «Neo-Landidörfli-Mentalität». Für die aufgeklärten Städter war dieser Ort die Inkarnation des Falschen, Anachronistischen, Nicht-Authentischen. Für alle anderen war es einfach die schöne alte Schweiz, die nicht verschwinden sollte. Mit dem Ende der Landi verschwand auch das Dörfli. Einziges Relikt war die ‹Fischerstube›, ein Restaurant auf Pfählen im See, mit Schilfdach. 1956 landete eine Silvesterrakete auf dem Haus. Es brannte ab, man baute es wieder auf, mit Eternitschindeln statt dem brandgefährlichen Schilf. Das Volk liebte es weiterhin, schliesslich lag es im See, hatte eine Terrasse und es gab Fischknusperli. Nach der Jahrtausendwende litt das Haus allmählich an Altersschwäche. Eine Sanierung reichte nicht, ein Ersatzneubau musste her, ein mit dem alten Gebäude ‹wesensgleicher› Bau, denn sonst hätte es keine Ausnahme gegeben, um in der Freihaltezone zu bauen. ###Media_1### Ursprüngliche Werte ins Heute übersetzt 2010 gewann der Berner Architekt Patrick Thurston den eingeladenen Wettbewerb. Die Jury fand, er habe nicht einfach das Vergangene rekonstruiert, sondern sich sensibel und intelligent «mit den Werten der Landi-Architektur» auseinandergesetzt und sie in einen «neuzeitlichen Bau» übersetzt. «Wesensgleich», wie gefordert. Ein Architekt, der das Landi-Dörfli we...

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