Grau im Bau
Berechnungen zur versteckten Energie in Bauprodukten sind komplex. Der amerikanische LEED-Standard lässt sich erst gar nicht ein auf das Jonglieren mit Megajoule und Kilowattstunden. Transparenter ist Minergie-A.
Berechnungen zur versteckten Energie in Bauprodukten sind komplex. Der
amerikanische LEED-Standard lässt sich erst gar nicht ein auf das
Jonglieren mit Megajoule und Kilowattstunden. Laut dem
Beratungsunternehmen Intep muss bei LEED die graue Energie für die
Herstellung nicht nachgewiesen werden. Der Transport der Baumaterialien
kommt unter «regionale Materialien» zum Tragen: Hier gibt es Punkte,
wenn ein gewisser Teil der Baustoffe aus maximal 800 Kilometern
Entfernung kommt. «Aus der Region» würde demnach in Luzern auch auf
Fenster zutreffen, die aus Berlin kämen.
Minergie-A ist transparenter als LEED. Der Standard setzt eine Limite
von 50 kWh pro Quadratmeter und Jahr. Auch Minergie-Eco verlangt seit
letztem Jahr Angaben zur grauen Energie. Die Anforderungen sind hier
abhängig vom Gebäude. «Ein Nachweis des Transportaufwands für die
Baumaterialien wird im Moment formell noch nicht verlangt», sagt Daniel Kellenberger, Leiter des Bereichs Nachhaltigkeitsberatung bei Intep.
«Wenn jedoch bekannt ist, dass gewisse Produkte aus Übersee kommen,
müsste der Transportaufwand berücksichtigt werden», meint er. Zur Berechnung der grauen Energie verwendet Minergie-A und -Eco für
jedes Baumaterial einen Schweizer Durchschnittswert. Wie
energieeffizient die Herstellung eines spezifischen Produkts also
tatsächlich ist, kann nicht beurteilt werden. «Deutschland oder
Frankreich kennen solche produktspezifischen Daten schon heute», so
Kellenberger. «Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Schweiz diese
Zahlen ebenfalls anbietet.» Er geht davon aus, dass längerfristig auch
für Produkte aus China Daten vorliegen werden — wenn der Markt diese
vermehrt fordert.