Der Umbau des Toni-Areals: viel Gips gegen Brand und Schall.

Gips im Glas

Wände aus Gips helfen, wenn ein Umbau leicht und leistungsfähig sein soll. Die Transformation der Toni-Joghurtfabrik in die ZHdK wurde im Frühjahr mit der Rigips-Trophy ausgezeichnet. Beim internationalen Preis in Berlin gab es nix.

Als das Toni-Areal vor knapp 40 Jahren in Betrieb genommen wurde, verarbeitete die Fabrik etwa 1 Mio. Liter Milch am Tag. Sie war als reiner Zweckbau geplant, der die komplexen Abläufe von der Annahme bis zur Verschickung von Milch und Milchprodukten zu einem architektonischen Ausdruck brachte. Das Gebäude zeichnete sich durch die Merkmale eines Industriebaus aus: Geschosshöhen von etwa 7 Metern, eine auf Spannweiten von 10 Metern ausgelegte Tragwerkskonstruktion und massive Geschossdecken zur Aufnahme enormer Lasten. Man verbaute etwa 75.000 Kubikmeter Beton und 12.000 Tonnen Stahl.
Der noch in diesem Sommer abgeschlossene Umbau des Toni-Areals zum zentralen Hochschulstandort durch die Architekten EM2N stellt der massiven Bestandsstruktur eine grosse Menge an Leichtbaukonstruktionen im Inneren entgegen. Fast 10 Meter hohe Trockenbauwände trennen die Konzertsäle voneinander und erfüllen zugleich die nötigen Schall-, Akustik,- und Brandschutzbedingungen. Das leichte Material bringt geringe Lasten auf die neuen Zwischendecken und ermöglicht einen Umbau in grossem Umfang. Für ihre innovativen Lösungen wurden die Trockenbauspezialisten Goger-Swiss in Dietlikon im Frühjahr mit der Rigips-Trophy ausgezeichnet und waren damit für die neunte internationale Saint-Gobain Gypsum Trophy in Berlin nominiert, zu der Unternehmer aus 33 Ländern von 5 Kontinenten kamen und Gips als aufkommendes Material preisten.
In ästhetischer Hinsicht hat die Leichtbauweise jedoch nur einen geringen Stellenwert. Kaum Architekten entwerfen mit Gipswänden, oft kommen diese erst in der Ausführungsplanung ins Spiel. Auch die Trophy ist ein Unternehmerpreis. Mit dem Hauptpreis wurde schliesslich die Ghelamco Arena in Belgien ausgezeichnet, die Franzosen nahmen Preise in gleich drei Unterkategorien mit nach Hause. Die Schweizer haben in diesem Jahr keinen der internationalen Preise gewonnen – aber ein nationales Beispiel dafür, was Gips kann.
Im Oktober erscheint ein Themenheft von Hochparterre über das Toni-Areal.

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