Geld, Geist und Architektur

Geld, Geist und Architektur

Wolfgang Bachmann, einst Chef der «Bauwelt» und des «Baumeisters», berichtet in einem vergnüglichen kleinen Roman über das Leben im einem Verlagshaus für Architektur.

Jasper Hartmann ist der Chefredaktor der Zeitschrift «BauWerk». Er hatte grosse Ideen, grosse Hoffnungen, grosse Pläne. Doch sein Alltag in Verlag und Redaktion hat damit nicht viel zu tun – er wird gedrückt vom Verlagsleiter Kübler, gedemütigt von Verleger Cadenbach – jung, dick, ein Erbe – und muss sich über Müller-Hertling aufregen, den der Verlagsleiter als Berater engagiert hat. Denn der Zeitschrift «BauWerk» geht es schlecht, ihrem Verlag geht es schlecht – die Abos schwinden, die Inserate schmelzen. Auf dieser Szene baut Wolfgang Bachmann «Alles Geier» auf, eine «Farce über Architektur, eine Zeitschrift und einen Verlag». Es ist ein kleiner Roman, für den Bachmann aus dem Vollen schöpft. Er war Chefredaktor der «Bauwelt» und des «Baumeister», der zwei massgebenden Architekturblätter Deutschlands, und ist seit ein paar Jahren freier Autor. 

Blöde Leser

Und so können wir vergnügt lesen, wie elend der Journalismus in der Architektur lebt. Wir leiden mit Jasper, dem aufrichtigen Kämpfer für das Gute, das seinen Verleger überhaupt nicht interessiert. Und auch die Architekten, seine Leser, wollen die kritischen Geschichten hinter dem Bau nicht lesen – sie haben lieber Bilder und Lobworte anstatt Diskurs. Alle haben Angst, entlassen zu werden, launig und heiter zieht Bachmann die Marketing- und Zahlenleute durch den Kakao. 

Retraite aus dem Ruder

Jasper bemüht sich redlich, schreibt elegant, macht sich über das Theroriegeplapper der Architekten lustig und die Faust im Sack gegen seinen Verleger, dem er einmal die Kutteln putzt – eine der schönsten Szenen des Buches. Er legt sich auch mit dem Köfferlibock Müller-Hertling an, der ihn und seine Kolleginnen der anderen Zeitschriften im Baufachverlag, dazu bringen, will neue Geschäfte zu erfinden und endlich mit den Inserenten freundlich zu sein. Für das «Change Management» gibt es ein Retraite. Alle müssen in ein Golfclub-Haus auf dem Land, wo das Zukunftssuchen und Teambilden langsam aber sicher aus dem Ruder läuft. Etwas langfädig dümpelt das Seminarchaos dahin. 
Die Pointe ist, dass alles mehr oder weniger bleibt wie es ist – trostlos. Der schneidige Verlagsleiter Kübler wird entlassen, die andern tun, was sie bisher taten – auf bessere Zeiten hoffen. Bachmanns leichtfüssiges Büchlein gibt einen Einblick in die Welt der Journalistinnen und Verleger – in Hochparterres Welt. Auch wenn unsere etwas anders ist. Wir sind Verleger unserer selbst und haben keinen dicken Herrn Cadenbach, mit herrschaftlicher Mutter im Genick. 

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