Frauen verdienen 8 Prozent weniger

Architektinnen werden gegenüber ihren männlichen Berufskollegen lohnmässig diskriminiert. Wie die heute Dienstag vom Schweizerischen Ingenieur- und Architektenverein (SIA) veröffentlichte Lohnerhebung 2013 zeigt, verdienen sie im Durchschnitt 8 Prozent weniger als Männer.

Auch Gebäudetechnikingenieurinnen sind 8 Prozent schlechter gestellt. Etwas kleiner ist die Differenz mit 4 Prozent bei den angestellten Bauingenieurinnen. Die Frauen «erzielen in fast allen Fachbereichen und Funktionen tiefere Löhne als ihre männlichen Kollegen», so der SIA in seiner Medienmitteilung. Er hat die Saläre erstmals nach Geschlechtern erhoben, seine letzte Lohnerhebung von 2009 nahm diese Unterscheidung noch nicht vor. Die Lohndifferenz gegenüber den Männern bezieht sich auf eine Betrachtung über alle Funktionsstufen hinweg.
Zum einen handelt es sich unbestreitbar um echte Lohndiskriminierungen. Denn der SIA stellte fest, «dass die Frauenlöhne auf vergleichbaren Funktionsstufen unter den Löhnen der Männer liegen». Hinzu kommt ein weiterer Umstand: Die – generell schlechter bezahlten – Frauen sind zusätzlich in jenen Positionen untervertreten, die besser entlöhnt werden. Das heisst, es sind «deutlich mehr Männer in höheren Funktionsstufen (zum Beispiel leitende Architekten, Chefarchitekt, Projektleiter, Leiter Grossprojekte) eingesetzt», was den durchschnittlichen Lohn über alle Funktionsstufen erhöht. Worauf diese Untervertretungen auf Kaderstufe zurückzuführen ist, wird nicht näher ausgeführt.  «Hier vergibt sich die Branche fahrlässig ein sehr grosses Fachkräftepotenzial», schreiben die an der Lohnerhebung beteiligten Verbände BSA, BSLA, FSU, FSAI, IGS, SIA, SVU, SWKI und USIC. Die Verbände seien deshalb bereits dabei, etwas dagegen zu unternehmen, so zum Beispiel mit dem Projekt «SIA – der fortschrittliche Berufsverband». Das vom Eidgenössischen Büro für die Gleichstellung von Frau und Mann unterstützte Projekt steckt allerdings noch in den Kinderschuhen. Vorerst geht es darum, «die Gründe für den geringen Frauenanteil im SIA zu eruieren und aufzuzeigen, wo der Verband in Zukunft ansetzen muss, um Frauen und jüngere Mitglieder generell besser zu erreichen».

Generell leichter Lohnanstieg

An der Lohnerhebung 2013 beteiligten sich 569 Unternehmen, erfasst wurden 9190 Löhne mit einer Summe von insgesamt 908 Millionen Franken. Die Auswertung zeigt auf, dass der durchschnittliche Jahresgesamtlohn (ohne Überzeitentschädigungen) von brutto 96'640 Franken im Jahr 2009 auf nunmehr 98'830 Franken gestiegen ist (monatlich 7600 Franken). Das entspricht nach Abzug der Teuerung einer realen Lohnerhöhung von 2,1 Prozent über die vier betroffenen Jahre.
Den grössten Sprung machten die Architekten. Angestellten in Architekturbüros kamen auf ein Plus von 2,7 Prozent (rund 80'000 Franken jährlich), Chefbauleiter gar auf plus 10,4 Prozent. Leiter von Grossprojekten mussten allerdings ein minus von 5,3 Prozent hinnehmen.
Die Umweltfachleute verzeichneten gegenüber 2009 ein Minus von 2,5 Prozent (rund 102'600 Franken pro Jahr), in den Bauingenieurbüros resultierte ein Plus von 1 Prozent. Über alle Fachrichtungen hinweg kommen die Kultur- und Vermessungsingenieure (plus 4,8 Prozent) in leitender Funktion und auf der Stufe qualifizierte Fachleute mit  142'000 Franken beziehungsweise 101'000 Franken auf die höchsten Löhne. Am Ende der Skala stehen auf Stufe leitende Funktion und qualifizierte Fachleute die Landschaftsarchitekten mit 94'000 beziehungsweise 74'000 Franken.
Erhoben wurden auch die Einstiegslöhne: Sie reichen von 66'000 Franken (Architekten) bis 93'000 Franken (Gebäudetechnikingenieure). Die Praktikantenlöhne belaufen sich auf 30'000 Franken im Durchschnitt über alle Fachbereiche betrachtet.

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Kommentare

Martin 02.10.2013 18:42
Was ist denn mit den Architektinnen bei der Stadt Zürich? Die dürften deutlich mehr verdienen als die Männer in der Privatwirtschaft. Auch das Einordnen der als Praktikantinnen angestellten ausländischen Architektinnen fällt schwer: Zählen die nicht, weil ihr Lohn so tief ist, dass er eh gleich unter dem Radar verschwindet, oder weil es diese Art von Dumpinglohnverhältnissen gar nicht geben dürfte, offiziell?
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