Der Neubau besetzt die Spitze eines Villengrundstücks. Fotos: Lucas Peters

Fin de chantier: Raum, nicht Fläche

Auf einem dreieckigen Grundstück am Zürichberg liess der Architekt Felix Jacques Frey den Altbau von 1905 unangetastet und setzte ein zweites Haus in die Spitze des Grundstücks.

Grosse Häuser und Villen in prächtigen Gärten, das sind — verbunden mit dem Blick über Stadt und See — die Vorzüge des Wohnens am Zürichberg. Dem steht aber der Ruf nach Verdichtung entgegen. Abriss der stattlichen Villa und Neubau eines noch stattlicheren Mehrfamilienhauses ist eine gängige Lösung, die aber den Charakter des Quartiers und somit seine Qualität zerstört.

Auf einem dreieckigen Grundstück zwischen «Waldhaus Dolder» und Doldertal hat der Architekt Felix Jacques Frey einen anderen Weg gewählt: Er liess den Altbau von 1905 unangetastet und setzte ein zweites Haus in die Spitze des Grundstücks, auf die Wiese, auf der er als Kind gespielt hatte. Viel Platz blieb ihm dafür allerdings nicht, denn das privatrechtliche Dolder-Servitut (das auch die Anzahl Küchen pro Haus auf zwei beschränkt) verlangt sechs Meter Grenzabstand, sonst in der Stadt gelten fünf Meter. Der Architekt komponierte ein Einfamilienhaus, das zwar respektvoll auf Distanz geht, sich aber nicht duckt, sondern eigenständig auftritt. Um die knappe Gebäudegrundfläche von 50 Quadratmetern besser zu nutzen, gibt es auf allen drei Seiten Erker. Im Kern steht der Liftschacht, der es ermöglicht, das Gebäude dereinst auch als «Stöckli» für die Villenbewohner zu nutzen.

Um den Schacht, erschlossen von einer sich nach oben windenden Treppe, schrauben sich die Räume in die Höhe. Zuunterst ein überhohes atelierartiges Zimmer, dann das Schlafgeschoss mit zwei Zimmern, darüber das Wohngeschoss mit Küche und Essplatz und zuoberst eine Galerie mit Dachterrasse. 20 Quadratmeter misst der Wohnraum, knapp 12 der Essbereich: Grosse Flächen sucht man hier vergeblich. Dafür überrascht das Haus mit vielfältigen räumlichen Bezügen — vom Wohn- in den Essraum, von der Dachterrasse in den Wohnraum, von zuunterst bis zuoberst.

Dass das Haus ein Holzbau ist, sieht man ihm nicht an; die Fassaden sind hinterlüftet und verputzt, der rückwärtige Teil, der über die Dachterrasse greift, hat eine Haut aus Zinkschuppen. Im Innern hingegen treten die weiss lasierten Holzelemente zutage, zu denen sich der helle Anhydritboden gesellt. Kecke Farbakzente gibt es einzig in den Nasszellen.

Einfamilienhaus, 2011

Ebelstrasse 14, Zürich
– Bauherrschaft: Privat
– Architektur: Felix Jacques Frey Architekt ETH/SIA
– Bauingenieur: HKP Ingenieure, Zürich

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