Mit weit ausladenden Obergeschossen empfängt der Neubau der Roche in Grenzach die Besucher Fotos: Walter Mair

Fin de chantier: Klare Ordnung – subtiles Spiel

Otto Rudolf Salvisberg und später Roland Rohn haben die Architektur von Roche geprägt. In Grenzach bei Basel knüpfen Christ & Gantenbein an diese Tradition an, destillieren aus denselben Zutaten aber eine neue Note.

Otto Rudolf Salvisberg und später Roland Rohn haben die Architektur von Roche geprägt. In Grenzach bei Basel knüpfen Christ & Gantenbein an diese Tradition an, destillieren aus denselben Zutaten aber eine neue Note. Rohns Masterplan von 1964 für die Erweiterung des Standorts definiert klare Baufelder. Flache Volumen und hohe Scheiben sind locker über das Gelände verteilt. Mittlerweile gehört nur noch ein Teil zu Roche. Die Firma produziert da selbst nicht mehr und arbeitet vor allem vom Schreibtisch aus. Christ & Gantenbein ergänzen die Anlage um einen langen Bürotrakt und ein kleines Technikgebäude, die sich ins orthogonale Raster einfügen. Mit derselben Präzision wie die Baukörper definieren Baumzonen daneben Freiräume.
Die Architekten führen die Klarheit der Moderne weiter: Weisse Betonbänder wickeln sich in stoischer Ruhe um das Bürohaus. Dazwischen steht eine Verglasung mit dunklen Rahmen. Ein feines Spiel lockert die alte Strenge auf: Die Betonelemente werden nach oben breiter, die Fensterbänder schmaler. Je weiter über dem Erdgeschoss, desto stärker rahmen sie die Sicht zu einem Panorama. Auch der Nebenbau spielt mit der Breite der Betonbänder. Die Architekten verfremden das typische Roche-Haus auf subtile Weise. Sie kosten die Eleganz der Wiederholung aus. Gleichzeitig lassen sie Variation zu und durchbrechen die stringente Gestaltung.
Der Bürotrakt hat keinen Kopf, und doch markiert er eine klare Richtung. Ausladende Loggien zeigen an, wo der Eingang ist. Und sie machen das Gebäude durchlässig, wo es auf der Achse der Strasse steht. Das Haus ist da quasi leer geräumt, nur die helle Primärstruktur aus Beton ist zu sehen. Einziger Kontrast bildet das Schwarz der Stützen und des Geländers. Im Innern reissen die Architekten der schwarz-weissen Reduktion gekonnt den Boden unter den Füssen weg: Der Teppich knallt als buntes Patchwork aus Rechtecken durch die Grossraumbüros. Allerdings ist nach Bezug von deren Grösse nicht mehr allzu viel zu spüren. In den gläsernen Kuben, die den Raum unterteilen, haben die Mitarbeiter die Vorhänge gezogen. Die Tischgruppen dazwischen sind dicht belegt. Halbhohe Gestelle bieten Sichtschutz, machen aus der Fläche um den Kern aber einen Flur. Der unruhige Boden hilft, den Fokus wieder auf den Raum als Ganzes zu lenken. Und wem es doch zu eng wird, der vertritt sich die Füsse in einer der Loggien — Platz ist dort genug.

Büro- und Technikgebäude, 2011

Grenzach, Deutschland

–  Bauherrschaft: Hoffmann-La Roche, Grenzach
–  Architekten: Christ & Gantenbein, Basel

–  Landschaftsarchitektur: Müller Illien, Zürich

–  Bauleitung: Turner & Townsend, Zürich

–  Generalplaner: Sulzer + Buzzi Baumanagement, Olten

–  Auftrag: Studienauftrag, 2008

close

Kommentare

hane fischer 21.04.2012 19:27
...also ich find's sublim..... chapeau...
Kommentar schreiben