Komponiertes Industrieareal in Rotkreuz: Das Glashochhaus rahmt mit den weissen Bauten einen weiten Platz. Fotos: Thomas Jantscher

Fin de chantier: Gelassen und genau

Der Turm steht präzis fast zuvorderst in der Spitze der Verzweigung von A4 und A14 und ragt mit bisher einsamen 68 Metern Höhe als Ausrufezeichen für seine Firma in den Himmel.

Bei aller Überzeugung fürs Zugfahren — diesem Gebäude nähert man sich besser mit dem Auto. In diesem von Zug nach Luzern unterwegs, fährt man geradewegs auf den Turm zu. Er steht präzis fast zuvorderst in der Spitze der Verzweigung von A4 und A14 und ragt mit bisher einsamen 68 Metern Höhe als Ausrufezeichen für seine Firma, für Roche Diagnostics, und für das Rotkreuzer Industriegebiet in den Himmel.

Auf dem Firmengelände angekommen, findet man sich auf einem Platz monumentaler Dimension wieder. Tatsächlich konzipierten Scheitlin Syfrig, die Architekten des Masterplans, den Platz als Kapitol und setzten damit einen für Industriequartiere fulminanten städtebaulichen Anspruch. Nach und nach beginnt das Gebaute ihn einzulösen. Zwei Platzseiten rahmen weisse Gebäude von Scheitlin Syfrig siehe HP 6-7/09, die dritte schliesst seit letztem Sommer das Verwaltungszentrum. Das Hochhaus von Burckhardt + Partner
steht auf quadratischem Grundriss nach klassischem Muster: Kerne mit umlaufenden Büroflächen, 45 Arbeitsplätze pro Geschoss, 625 total. Die diagonalen Fassadenstützen aus weissem, vorfabriziertem Beton, die sich je nach Lichtverhältnissen verschieden stark durch die Glasfassade abzeichnen, ermöglichen mit ihrer zusätzlich aussteifenden Wirkung kleinere Mittelkerne, also grössere Büroflächen. Diese sind herkömmlich eingeteilt: Gruppen-, Einzelbüros und Telefonräumchen. Grosszügig und gelassen wirken die Büros, dafür die Aussicht umso atemberaubender. Einen Hauch Verspieltheit streuen die runden Leuchten an die Decken, die um ihre Halterung in alle Richtungen gedreht und dadurch wolkenartig gruppiert werden können. Grandezza verströmen die grosszügigen Wendeltreppen, die jeweils zwei Geschosse verknüpfen: Treppenbauerkunst in dunkler Räuchereiche.

Entwicklungsarbeit steckt in der erstmals errichteten «Closed Cavitiy Fassade»: Zweischalige Aluminiumelemente mit künstlich konditioniertem Zwischenraum, innen dreifach, aussen einfach verglast, sollen den Energieverbrauch beschränken; die Lüftung erfolgt über 600 dezentrale, in die Fassade integrierte Geräte.

Von dieser Technik abgesehen, erfindet das Haus nichts neu. Vielmehr und im Gegensatz zum umstrittenen Basler Hochhausprojekt von Herzog & de Meuron knüpft es an die Tradition der zurückhaltenden Roche-Architektur an. Bauherrschaft und Entwerfer respektieren damit, dass in Rotkreuz die Höhe vorläufig Spektakel genug ist.

Verwaltungszentrum, 2011

Industriestrasse 7, Rotkreuz ZG

– Bauherrschaft: Roche Diagnostics, Rotkreuz

– Architektur: Burckhardt + Partner, Basel

– Tragwerksplanung: WGG Schnetzer Puskas, Basel

– Auftragsart: Studienauftrag, siehe HP 6-7/09

– Bruttogeschossfläche (SIA 416): 17 200 m²

– Investitionssumme: CHF 92 Mio.

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