Ein kompakter, im Vergleich zum Umfeld markanter Bau.

Fin de chantier: Erzählarchitektur

In Brügg bei Biel ist einem jungen Zürcher Architekten ein virtuoses Erstlingswerk gelungen. Der Schulanlage Bärlet hat Markus Schietsch einen Neubau so einbeschrieben, dass er nach allen Seiten Räume erzeugt. Darunter ist das neue Herz der Schule: ein erhöht liegender Pausenplatz.

In Brügg bei Biel ist einem jungen Zürcher Architekten ein virtuoses Erstlingswerk gelungen. Der Schulanlage Bärlet hat Markus Schietsch einen Neubau so einbeschrieben, dass er nach allen Seiten Räume erzeugt. Darunter ist das neue Herz der Schule: ein weiter, erhöht liegender Pausenplatz. Diesem schenkt der Neubau Bedeutung, indem er ihm eine Vorhalle miesianischen Denkens zuwendet, luftig und feierlich zugleich. Von hier aus betritt man direkt das Obergeschoss, eine doppelgeschossige Halle, die die Weite des Platzes ins Innere führt. Die Mitte des quadratischen Grundrisses nimmt die Aula ein. Als dreiseitig frei stehender Körper und zum Grundriss verdreht schafft sie ebenfalls nach allen Seiten Räume, nämlich für das Foyer, den Mittagstisch und das Musikzimmer — der äussere ist zu einem inneren Städtebau fortgedacht.
Seine strukturelle Komposition lädt Markus Schietsch durch Material und Lichtführung mit einer Vielzahl räumlicher Stimmungen auf. Das Foyer füllen die verglasten Fassaden mit Helligkeit, flache und harte Oberflächen belassen ihm die Weite einer Eingangshalle. Von hier taucht man ein in die Aula, den intimen Aufführungsraum. Aus dunklen Oberflächen in warmen Tönen strömt Theateratmosphäre. Scheinbar verpurzelte Oberlichter werfen Lichtkegel auf den Boden, noch bevor jemand den Technikknopf gedrückt hat. 
Die Wände der Aula lassen sich jedoch allseitig aufschieben, halb oder ganz, sodass man sie mit den übrigen Räumen wiederum zum Grossraum verschmelzen kann, für Feste und Ausstellungen zum Beispiel.
Das untere Geschoss gehört der Basisstufe mit Lehrerinnen- und Klassenzimmern. Auch es ist als doppelgeschossige Halle konzipiert und nach Süden verglast, wo ein Garten anschliesst. Eine Gitterstruktur, durch den Raum geführt, bricht die Höhe jedoch optisch auf Eingeschossigkeit herunter. Die Struktur führt Schiebewände und Vorhänge, die auch hier vielgestaltige Raum-situationen ermöglichen, gerade auch solche, die der Architekt nicht vorgedacht hat. Verschieden dicke und zueinander verdrehte Betonstützen, die Baumstämmen ähnlich frei im Raum und vor der Fassade stehen, tragen die Decke.
Keine rigide Logik hat diesen Bau im Griff, vielmehr durchwehen ihn verschiedenste architektonische Erzählungen. Mit dieser Vielfalt beweist Schietsch Mut und Können. Eine Schule, nicht nur entworfen, sondern auch präzise realisiert.

Aula und Basisstufe Bärlet, 2010

Bärletweg 13, Brügg bei Biel BE
– Bauherrschaft: Einwohnergemeinde Brügg
– Architektur: Markus Schietsch Architekten, Zürich; Mitarbeit: Dorothea Kind
– Auftragsart: Wettbewerb 2007
– Statik: Wälchli + Pail, Biel, Walt+  + Galmarini, Zürich+Glamarini, Zür
– Bauleitung: Eexact Bauteam, Biel
– Landschaftsarchitektur: Lorenz Eugster, Zürich
– Kosten (BKP 2): CHF 5,05 Mio.

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