Der grosszügig gestaltete Hauptzugang wurde an den Kurpark verlegt. Fotos: Ruedi Walti

Fin de Chantier: Erweiterung zur Einheit

Medizinische Kongresse legten in den Zwanzigerjahren im einstigen Lungenkurort Davos den Grundstein für das regionalökonomisch mittlerweile bedeutende Kongresswesen.

Dessen sukzessives Wachstum stellte die Teilnehmer des Projektwettbewerbs im Jahre 2007 vor eine anspruchsvolle Aufgabe: Das Konglomerat aus Hallenbad und Kongresshaus, das Ernst Gisel 1965 und 1969 erstellte, sowie die beiden Erweiterungen von 1979 (Christian Meisser) und 1989 
(erneut Ernst Gisel) sollten den heutigen Bedürfnissen angepasst werden. Dafür musste die Anlage um einen Plenarsaal, kleinere Seminarräume und Nebenräume für Personal und Presse erweitert werden. Die Fläche wurde um ein Drittel erhöht, sodass nun bis zu 5000 Teilnehmer im Kongresszentrum tagen können.
Mit dem städtebaulich wegweisenden Vorschlag, den zerfaserten Komplex zu einer Einheit zu verweben und den Haupteingang von der nördlichen Promenade hin zum südlichen Kurpark zu verlegen, haben Degelo Architekten den Wettbewerb gewonnen. Hier bildet der trichterförmige Eingang, der die Besucher ins Gebäudeinnere leitet, den Auftakt. Die Fassade von 1989 – eine vertikale Holzlattung, gegliedert mit horizontalen Kupferbändern — führten die Architekten weiter und bewahrten so den einheitlichen äusseren Auftritt der Gebäude.
Das Rückgrat der neuen Anlage ist die lange Wandelhalle mit einer seitlich angeordneten Serie kleiner, durch drei Lichthöfe voneinander getrennter Seminarräume. Die Halle ordnet das Labyrinth des Bestandes, ist Erschliessungsachse und Aktions- und Bewegungsraum zugleich. Darüber hinaus ermöglicht sie die Nutzung des Kongresszentrums als Einheit oder in autonomen Teilen. Anders als beim Gisel-Bau geschieht dies nicht mit Hebe- oder Schiebewänden, sondern allein durch die verschiedenen Eingänge.
Im neuen Konzept dienen das ursprüngliche Foyer und der dazugehörige Saal gemeinsam als Foyer für den neuen, zweiteilbaren Plenarsaal. Aus dessen optimaler Grundrissgeometrie entwickelten die Planer eine interessante Rippendecke, die 45 Meter stützenfrei überspannt. Die starke Bildhaftigkeit dieser Wabendecke dürfte auch den Repräsentationsbedürfnissen des WEF und anderer prominenter Kongressorganisatoren gerecht werden. Darüber liegt eine Multifunktionsebene, in die lediglich zwei Treppenhäuser führen. Palle Petersen, Fotos: Ruedi Walti

Erweiterung Kongresszentrum, 2010
Promenade 92, Davos Platz GR
- Bauherrschaft: Landschaft Davos Gemeinde
- Architektur und Generalplanung: Degelo Architekten, Basel
- Baustatik: Dr. Schwartz Consulting, Zug
- Landschaftsarchitektur: Müller Illien Landschaftsarchitekten, Zürich
- Auftragsart: Anonymer Projektwettbewerb im selektiven Verfahren
- Anlagekosten (BKP 1–9): CHF 37,8 Mio.

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